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Körperliche Schonung bei fortgeschrittener Retinopathie ist nicht erforderlich

22.04.2015 Es wird immer wieder propagiert, dass sich Menschen mit einer fortgeschrittenen diabetischen Retinopathie körperlich schonen sollen. Dies ist nach der wissenschaftlichen Datenlage wahrscheinlich nicht gerechtfertigt.

Anhand einer Analyse der Daten der großen nordamerikanischen DCCT-Studie bei Menschen mit Typ-1-Diabetes wurde die Frage untersucht, ob sich körperliche Anstrengung bzw. Sport negativ auf das Auftreten oder die Progression einer diabetischen Retinopathie auswirken. Bekanntlich lief die prospektive randomisierte DCCT-Studie über 6,5 Jahre hinweg. Es zeigte sich, dass körperliche Aktivität bei Menschen mit Typ-1-Diabetes das Auftreten oder auch das Fortschreiten einer bereits bestehenden diabetischen Retinopathie nicht beeinflusste.

Kommentar: Diese Analyse scheint der Empfehlung zu widersprechen, dass sich Patienten mit fortgeschrittener diabetischer Retinopathie körperlich schonen sollten. Innerhalb der hier besprochenen DCCT-Studie waren die Patienten aber ophthalmologisch exzellent untersucht und behandelt. Daher gilt meines Erachtens auch weiterhin, dass bei Patienten mit fortgeschrittener diabetischer Retinopathie eine körperliche Schonung zu empfehlen ist, bis durch eine ophthalmologische Therapie die fragilen Blutgefäße gegenüber Druckspitzen geschützt sind. Dann allerdings scheint es nicht mehr gerechtfertigt zu sein, diesen Patienten eine reguläre körperliche Aktivität oder auch Sport vorzuenthalten.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

 

Quelle: Makura BC et al.: Effects of physical activity on the development and progression of microvascular complications in type 1 diabetes: retrospective analysis of the DCCT study. BMC Endocrine Disorder 2013; 13:37


 

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