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Langwirksames Insulin hat keinen positiven Effekt auf Herzinfarkt und Schlaganfall

04.09.2012 Bisher wurde angenommen, dass die Verabreichung von Insulin bei Diabetes und gestörter Glukosetoleranz zu einer Reduktion von Herz- und Kreislauf-Komplikationen führt. Dies hat sich nun aber nicht bestätigt.

In der so genannten ORIGIN-Studie wurden mehr als 12.000 Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren (z.B. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Nikotinkonsum) und gestörter Glukosetoleranz oder Typ 2-Diabetes untersucht. Das mittlere Alter betrug 63 Jahre. Die Hälfte der Probanden bekam das langwirksame Insulin Glargin in einer Dosis, die zu einem Nüchtern-Blutzucker von 95 mg/dl (5,3 mmol/l) führte; die andere Hälfte wurde nach dem üblichen Standard mit oder ohne Omega-3 Fettsäuren behandelt. Für die Auswertung wurden u.a. der Effekt der Therapie auf die Häufigkeit von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Todesfällen aus kardiovaskulärer Ursache analysiert.

Die mittlere Beobachtungszeit betrug 6,2 Jahre. Am Ende der Studie betrug der mittlere HbA1c-Wert in der Insulingruppe 6,2% und in der Standardgruppe 6,5%. Die Häufigkeit neuer Fälle von Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod aus kardiovaskulärer Ursache war in beiden Behandlungsgruppen gleich. In der mit Glargin behandelten Gruppe traten aber häufiger schwere Hypoglykämien (Unterzuckerungen) auf  (1,0 vs. 0,31 pro 100 Personen-Jahre). In der Insulingruppe gab es einen durch eine Hypoglykämie bedingten Todesfall. Das mittlere Körpergewicht stieg in der Insulingruppe um 1,6 kg an, während es in der Standardgruppe um 0,5 kg abfiel. Die Häufigkeit von Krebs war in beiden Gruppen gleich.

Kommentar: Die Ergebnisse dieser gut kontrollierten Langzeituntersuchung bei einer großen Zahl von Patienten zeigen, dass die Gabe von Insulin keinen positive Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko hat. Vielmehr muss bei einer Insulintherapie das Risiko von Hypoglykämien und einer Gewichtszunahme in Kauf genommen werden.

Die Analyse der Auswirkungen von oralen Antidiabetika in beiden Gruppen steht noch aus. Interessant wäre es zu wissen, ob sich auch in dieser Studie ein positiver kardiovaskulärer Effekt von Metformin zeigt. Ähnliches gilt für die Frage eines möglichen schützenden Effektes von Metformin bezüglich der Krebshäufigkeit.

Die bisherigen Aussagen zum Krebsrisiko bei Glargin-Therapie basierten auf nicht Plazebo-kontrollierten Beobachtungsstudien oder auf kleinen Interventionsstudien, meist mit anderslautender primärer Fragestellung. Als positives Ergebnis der hier berichteten Studie kann nun eindeutig festgestellt werden, dass die Verabreichung des Langzeitinsulins Glargin nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Basal Insulin and Cardiovascular and Other Outcomes in Dysglycemia. The ORIGIN Trial Investigators. N Engl J Med 2012; 367:319-328.

 

Siehe auch:

Diabetes-Medikament schützt vor Krebs

Erhöhtes Brustkrebsrisiko unter Insulin Glargin?


 


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