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Interferon-Therapie kann Typ 1-Diabetes auslösen

17.01.2012 Interferon wird zur Behandlung der chronischen Virushepatitis, bei Leukämie, Nierenzell-Karzinom oder Melanomen eingesetzt. Eine solche Behandlung kann aber als Nebenwirkung eine Autoimmunerkrankung wie den Typ 1-Diabetes auslösen. Dies wurde nun in einer Studie in Japan genauer untersucht.

In einer kürzlich publizierten nationalen Studie aus Japan wurden 91 Patienten analysiert, die während oder direkt im Anschluss an eine Interferon-Therapie einen Typ 1-Diabetes entwickelt hatten. In den meisten Fällen handelte es sich um die Behandlung einer chronischen Hepatitis C.

In über 86% der Fälle war der Ausbruch des Diabetes akut oder sehr plötzlich. Die mittlere Zeitdauer zwischen dem Beginn der Interferon-Therapie und dem Ausbruch des Diabetes betrug etwa 7 Monate, mit einer Spanne zwischen 2 Wochen und 9 Jahren. Inselzell-Antikörper, insbesondere GAD-Antikörper, wurden in 95% der Fälle beim Ausbruch des Diabetes nachgewiesen. In den Fällen von Interferon-induziertem Typ 1-Diabetes war auch häufiger als bei Gesunden oder beim klassischen Diabetes der spezielle HLA-Gen-Typ DR13 nachweisbar.

Schlussfolgerung: Inselzell-Antikörper sollten vor und nach einer Interferon-Therapie bestimmt werden, um Patienten mit einem hohen Risiko für die Entwicklung eines Typ 1-Diabetes zu identifizieren. Bei einer stärkeren antiviralen Therapie tritt offenbar der Diabetes früher auf. Menschen, bei denen ein Interferon-induzierter Typ 1-Diabetes auftritt, haben dazu eine genetische Veranlagung.

Kommentar: Während es bisher nur einzelne Fallberichte über Typ 1-Diabetes während oder nach einer Interferon-Therapie gab, beschreibt die vorgelegte Studie eine erste komplette nationale Erhebung. Offenbar sind Patienten mit einer ganz bestimmten Veranlagung dazu prädestiniert, einen Typ 1-Diabetes unter Interferon-Therapie zu bekommen. Ähnlich wie bei anderen Fällen von Typ 1-Diabetes sind bestimmte Inselzell-Antikörper nachweisbar. Ob dies bei unseren Europäischen Patienten ähnliche HLA-Gen-Typen sind wie bei japanischen Patienten, muss noch untersucht werden.

Die Frage, ob die Antikörper schon vor der Interferon-Therapie vorhanden waren, konnte in der hier vorgelegten Arbeit nicht beantwortet werden. Zumindest ist aber zu fordern, dass bei Patienten, die sich einer Interferon-Therapie unterziehen müssen, der Antikörper-Status erhoben werden sollte.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: K. Nakamura at al: Type 1 Diabetes and Interferon Therapy. Diabetes Care 34: 2084-2089, 2011.

 

Siehe auch:

Mehr Fälle von Typ 1-Diabetes und im frühen Lebensalter
Antikörpertherapie zum Schutz der Betazellen beim Typ 1-Diabetes

 


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