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Welche kurzwirksamen Insulin-Analoga sind in der Schwangerschaft erlaubt?

09.12.2011 Zahlreiche Frauen mit Diabetes und im gebärfähigen Alter werden mit Insulin-Analoga behandelt. Gibt es dadurch beim Eintreten einer Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für die Mutter oder das Kind?

Viele Komplikationen von Schwangeren mit Diabetes und deren Kinder im Mutterleib werden durch eine schlechte Blutzuckereinstellung verursacht. Durch Vermeidung von Hyperglykämie (zu hoher Blutzucker) wird das Risiko von Mutter und Kind vermindert. Andererseits können aber schwere Hypoglykämien (Unterzuckerungen) bei der Mutter zu schweren Komplikationen wie Koma, Krampfanfall und sogar zum Tod führen.

Im Rahmen einer großen prospektiven randomisierten Studie bei Schwangeren mit Typ 1-Diabetes und intensivierter Insulintherapie mit dem mittellang wirkenden NPH-Insulin und einem kurz wirksamen Insulin wurde geprüft, ob durch eine Einstellung mit dem Insulin-Analog Aspart (Novorapid ®) vor den Hauptmahlzeiten eine bessere Blutzuckereinstellung und insbesondere weniger Hypoglykämien erreicht werden, als mit Normal-Insulin. Außerdem wurde geprüft, ob die kindliche Komplikationsrate unter Behandlung mit Insulin Aspart gegenüber Normal-Insulin unterschiedlich ist.

Dafür wurden 322 Schwangere oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, entweder mit Aspart oder mit Human-Insulin als kurz wirksames Insulin behandelt. Die Insulin-Dosierung wurde titriert und erfolgte auf einen HbA1c-Wert von 6,5% oder darunter. Frauen, die nicht innerhalb der darauffolgenden 12 Monate schwanger wurden, wurden von der Studie ausgeschlossen.

Ergebnisse: Die Rate an schweren Hypoglykämien war mit Insulin Aspart gegenüber Human-Insulin niedriger (bei Aspart 1,4 und bei Human-Insulin 2,1 Episoden pro Jahr Anwendung). Die erzielten HbA1c-Werte waren im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel in beiden Gruppen gleich: 80% der Frauen erzielten HbA1c-Werte von 6,5% oder darunter. Die Blutzucker-Anstiege nach dem Essen waren bei Anwendung von Insulin Aspart geringer als mit Human-Insulin. Unter Insulin Aspart wurden nicht mehr und nicht weniger fetale und kindliche Komplikationen festgestellt, als bei Behandlung mit Human-Insulin.

Schlussfolgerung der Autoren: Insulin Aspart (Novorapid ®) ist bei Frauen mit Typ 1-Diabetes in der Schwangerschaft im Rahmen einer intensivierten Insulin-Therapie mindestens so sicher und effektiv, wie Human-Insulin. Es hat sogar mögliche Vorteile bezüglich der Blutzucker-Anstiege nach dem Essen und für die Vermeidung von schweren Unterzuckerungen.

 

Kommentar: Insulin Aspart (NovoRapid®) ist das einzige kurzwirksame Insulin-Analogon, dass in einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie in der Schwangerschaft untersucht worden ist. Bei Frauen, die mit Insulin Aspart behandelt werden, ist eine Umstellung auf Normal-Insulin bei Eintritt der Schwangerschaft weder erforderlich noch gerechtfertigt. Nach den vorliegenden Daten ist auch bei Frauen, die schwanger werden können oder einen Schwangerschaftswunsch haben, das Aspart das sicherste schnell wirksame Analoginsulin.

 

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: E. R. Mathiesen, at al., on behalf of the Insulin Aspart Pregnancy Study Group: Maternal Glycemic Control and Hypoglycemia in Type 1 Diabetic Pregnancy. A randomized trial of insulin aspart versus human insulin in 322 pregnant women. Diabetes Care 2007; 30:771-776

M. Hod et al., for the Insulin Aspart Pregnancy Study Group: Fetal and Perinatal Outcomes in Type 1 Diabetes Pregnancy: a randomized study comparing insulin aspart with human insulin in 322 subjects. Am J Obstetrics & Gynecology 2008; 198:186.e1-186.e7.

 

Siehe auch:

Ist Insulin lispro für Schwangere mit Typ 1-Diabetes besser
   als Humaninsulin?

Schwangerschaft in fortgeschrittenem Alter: Risiken für das Kind?

 


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