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Sulfonylharnstoff-Therapie bei Diabetes: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt ?

08.02.2011 Es wurde immer wieder spekuliert, dass die Sulfonylharnstoffe (z. B. Euglucon® /Glibenclamid, Amaryl® /Glimepirid oder Diamicron® /Gliclacid) das Risiko für Herzinfarkt erhöhen, indem sie eine Minderdurchblutung des Herzmuskels begünstigen. Dazu gibt es nun überraschende neue Daten aus einer großen Register-Studie.

Auf Basis eines französischen Infarkt-Registers wurde das Schicksal von 1.310 Patienten mit Diabetes entsprechend der Medikation bei Klinikaufnahme analysiert. Es zeigte sich, dass die Gesamtsterblichkeit bei Patienten, die zuvor mit Sulfonylharnstoff-Präparaten behandelt worden waren, niedriger war, als bei Patienten mit anderen oralen Antidiabetika oder Insulin. Die Mortalität lag bei Vorbehandlung mit Sulfonylharnstoffen bei  3,9%; bei anderen oralen Antidiabetika 6,4% und bei Vorbehandlung mit Insulin bei 9,4%. Unter den mit Sulfonylharnstoffen behandelten Patienten war die Sterblichkeit während des Krankenhausaufenthaltes bei den Patienten niedriger, die Gliclacid und Glimepirid erhielten (2,7%) im Vergleich zu denjenigen, die Glibenclamid bekommen hatten (7,5%). Auch Komplikationen während des stationären Aufenthaltes waren bei Patienten mit vorhergegangener Medikation von Gliclacid und Glimepirid weniger häufig.

Schlussfolgerung: Bei Patienten, die wegen eines akuten Herzinfarkts in ein Krankenhaus aufgenommen werden mussten, wurde kein erhöhtes Risiko festgestellt, wenn diese zuvor Sulfonylharnstoffe zur Behandlung des Diabetes bekommen hatten. Patienten, die zuvor mit Gliclacid oder Glimepirid behandelt worden waren, schnitten besser ab, als solche unter Glibenclamid-Therapie.

Kommentar: Im Gegensatz zu den vielfältigen Spekulationen, dass eine Blutzucker-senkende Behandlung mit Sulfonylharnstoffen das Risiko für Herzinfarkt erhöht, sprechen die vorliegenden Daten gegen einen solchen Zusammenhang. Allerdings wurde in dieser Studie nur das Schicksal der Patienten nach Eintritt des Herzinfarktes untersucht. Damit ist noch nicht ausgeschlossen, dass eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen das Risiko für das Auftreten eines solchen Ereignisses erhöht. Auch könnte es sein, dass Patienten, die mit Sulfonylharnstoffen behandelt wurden, weniger krank waren, als solche, die z. B. vor der Krankenhausaufnahme mit Insulin behandelt wurden.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: M. Zeller et al.: Impact of Type of Preadmission Sulfonylureas on Mortality and Cardiovascular Outcomes in Diabetic Patients with Acute Myocardial Infarction. Clin Endocrinol Metab 95: 4993-5002, 2010.

 

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