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Bringen Fibrate einen Zusatznutzen bei Fettstoffwechselstörungen?

04.05.2010 In der klinischen Routine werden bisher bei Typ 2-Diabetes allgemein Fibrate eingesetzt, wenn ein Statin nicht ausreicht um die Blutfette zu normalisieren, insbesondere um einen Zusatznutzen für den Patienten zu erreichen. Diese Praxis ist nach den Ergebnissen einer neu publizierten Studie nicht mehr generell zu rechtfertigen.

In der multinationalen ACCORD-Lipid-Studie bekamen mehr als 5.500 Patienten mit Typ 2-Diabetes zusätzlich zu Simvastatin entweder Fenofibrat oder Placebo. Es sollte die Frage geklärt werden, ob durch die zusätzliche Therapie die Zahl von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Todesfällen auf Grund von Herz-Kreislaufereignissen gesenkt werden kann, weil Fibrate den Blutspiegel des (günstigen) HDL-Cholesterins anheben und die Triglyzeridspiegel senken. Die Studie war auf 4,7 Jahre angelegt.

Ergebnis: Mit dem Zusatz von Fibrat ließ sich das HDL-Cholesterin nur marginal erhöhen, während die Triglyzeridspiegel deutlich zu senken waren. Auf das LDL-Cholesterin hatte es keinen Einfluss. Bei Beendigung der Studie lag der Prozentsatz der o.g. schweren Ereignisse in der Fenofibrat-Gruppe bei 2,2% und in der Placebo gruppe bei 2,4%. Dieser Unterschied war nicht signifikant.

Fazit: Durch eine zusätzliche Gabe von Fenofibrat lässt sich bei Patienten mit Typ 2-Diabetes und Simvastatin-Therapie kein zusätzlicher Effekt auf die letztlich wichtige Reduktion schwerer Herz-Kreislaufereignisse erzielen.

Kommentar: Statine haben bekanntermaßen einen ausgesprochen günstigen Effekt auf die Verhinderung von Herzinfarkte, Schlaganfällen und kardiovaskulären Todesfällen. Mehr hilft aber offenbar nicht mehr. Eine Addition von Fenofibrat hat bei Simvastatin-behandelten Patienten keine allgemeine Schutzwirkung, die über einen Placeboeffekt hinausgeht. Dies ist überraschend, weil sich in Studien mit Fenofibrat alleine gegenüber Placebo günstige Effekte ergeben haben.

Dies zeigt aber auch, dass eine alleinige Besserung von Blutwerten eine eher kosmetische Wirkung hat. Für den Nachweis eines Effekts auf die medizinisch wichtigen Langzeitergebnisse bedarf es solcher aufwändiger und langfristig angelegter Studien, wie sie hier vorgelegt wurde. Diese Daten haben wesentlichen Einfluss auf die medizinischen Leitlinien für die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen beim Typ 2-Diabetes.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf

Quelle: The ACCORD Study Group: Effect of combination lipid therapy in type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med. 2010 Mar 18. [Epub ahead of print]


Siehe auch
Statine vermindern Sterblichkeit von Diabetikern mit Herzinsuffizienz
Wirkung des Triglyceridsenkers Fenofibrat auf das Herzinfarktrisiko




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