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Risiken des krisenhaften Blutzuckeranstiegs

18.12.2019 Die möglichen Folgen einer akuten Stoffwechselentgleisung mit erhöhten Blutzuckerwerten sind nicht unerheblich

Diabetische Stoffwechselentgleisungen mit erhöhten Blutzuckerwerten (Hyperglykämie) können in verschiedenen Formen zum Ausdruck kommen. Lehrbuchmäßig ist dies beim Typ-1-Diabetes und anderen Formen des Insulinmangeldiabetes die diabetische Ketoazidose mit Übersäuerung des Blutes und beim Typ-2-Diabetes die hyperosmolare Entgleisung (hyperosmolares Coma) mit exzessiv hohen Blutzuckerwerten und einer schweren Austrocknung des Körpers und Eindickung des Blutes. Häufig liegen aber Mischformen vor. Wissenschaftler der Emory-University in Atlanta (USA) analysierten die Daten von 1.211 Patienten, die wegen einer Stoffwechselentgleisung mit krisenhaftem Blutzuckeranstieg stationär aufgenommen worden waren. Davon hatten 38% eine isolierte diabetische Ketoazidose (DKA), 35% einen hyperosmolare hyperglykämischen Status (HHS) und 27% eine Mischform. Bei einem Vergleich ähnlicher Patienten (bezüglich Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Begleiterkrankungen etc) hatten Patienten mit der Mischform im Vergleich zu DKA und HHS eine höhere Sterblichkeit während des Krankenhausaufenthalts. Bei allen Formen des krisenhaften Blutzuckeranstiegs war eine durch die Therapie der Krise verursachte Unterzuckerung mit einem fast 5-fach erhöhten Sterberisiko verbunden. Auch ein durch die Therapie verursachter zu tiefer Kaliumspiegel war mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden.

Zusammenfassung und Kommentar: Mischformen von diabetischer >Stoffwechselentgleisung mit Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose) und einem sehr hohen Blutzuckeranstieg und Eindickung des Blutes (hyperosmolarer Zustand) sind offenbar besonders gefährlich. Eine falsche Behandlung z.B. mit einer zu raschen Blutzuckersenkung und Missachtung der instabilen Balance der Blutsalz in diesem Zustand kann zu einem lebensgefährlichen Abfall des Kaliumspiegels im Blut (Hypokaliämie) und zu schweren Unterzuckerungen führen. Wichtig ist die Feststellung und die Forderung, dass die Behandlung solcher krisenhafter Zustände in professionelle Hände gehört und eine Aufnahme auf der Intensivstation unbedingt erforderlich macht.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum

Quellen:

Pasquel FJ, Tsegha K, Wang H, et al. Clinical outcomes in patients with isolated or combined diabetic ketoacidosis and hyperosmolar hyperglycemic state: A retrospective, hospital-based cohort study. Diabetes Care 2019 Nov. https://doi.org/10.2337/dc19-1168

 

 


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