Schwere Harnwegsinfektionen bei Diabetesbehandlung mit SGLT2-Hemmern
02.12.2019 Bei einer Diabetesbehandlung mit SGLT2-Hemmern ist das Risiko f�r Genitalinfektionen erh�ht. Wie ist es mit Harnwegsinfekten?
Die neue Stoffklasse der SGLT2-Hemmer hat sich f�r die Behandlung des Typ-2-Diabetes als sehr hilfreich erwiesen, zumal diese Medikamente nicht nur den Blutzucker senken, sondern auch Herz und Nieren sch�tzen und keine Unterzuckerungen verursachen. Als Nebenwirkung treten allerdings nicht selten Genitalinfektionen auf, d.h. eine Scheidenentz�ndung bei der Frau bzw. Vorhautentz�ndung beim Mann. Dies wird auf die erh�hte Urin-Ausscheidung von Zucker bei dieser Therapie zur�ckgef�hrt. Ob bei einer Behandlung mit SGLT2-Hemmern auch geh�uft Harnwegsinfekte auftreten, ist nicht ganz klar. Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat nun die Daten von zwei US-amerikanischen Krankenversicherungen analysiert und dabei mehr als 117.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes unter Behandlung mit den SGLT2-Hemmern Dapagliflozin oder Canagliflozin im Vergleich zu etwa 117.000 Kontrollpersonen mit Typ-2-Diabetes unter Behandlung mit DPP4-Hemmern oder GLP1-Rezeptoragonisten ausgewertet. Die mit SGLT2-Hemmern behandelten Patienten und die Kontrollen wurden nach dem sog. Propensity-Score angeglichen, so dass Patienten mit �hnlichen klinischen und laborchemischen Charakteristika einander gegen�bergestellt wurden.
Ergebnis: Die Analysen zeigten, dass das Risiko f�r eine schwere (behandlungsbed�rftige) Harnwegsinfektion bei Patienten mit Typ-2-Diabetes unter Behandlung mit den SGLT2-Hemmern im Vergleich zu einer Behandlung mit DPP4-Hemmern oder GLP1-Rezeptoragonisten nicht erh�ht ist (1).
Zusammenfassung und Kommentar: Nach den Ergebnissen dieser sehr gro�en Studie mit umfangreichen Daten aus der klinischen Versorgungsrealit�t besteht bei Behandlung des Typ-2-Diabetes mit den SGLT2-Hemmern Dapagliflozin und Canagliflozin kein erh�htes Risiko f�r schwere Harnwegsinfektionen. Dies d�rfte wohl auch f�r eine Behandlung mit dem in Deutschland auf dem Markt befindlichen Empagliflozin zutreffen. Allerdings wurden in der hier vorgelegten Studie Patienten mit Nierenschw�che sowie Patienten mit einem hohen Risiko f�r Harnwegsinfekte und solche mit einer Harnwegsinfektion in der Vorgeschichte ausgeschlossen, was die Aussagekraft der Ergebnisse etwas einschr�nkt (2).
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum
Quellen:
(1) Dave CV, Schneeweiss S, Kim D, et al. Sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors and the risk for severe urinary tract infections. Ann Intern Med 2019; 171:248-256 (2) Fillon KB, Yu OH. Sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors and the risk for severe urinary tract infections. Reassuring real-world evidence. Ann Intern Med 2019; 171: 289-290