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Kann Schwangerschaftsdiabetes mit Tabletten behandelt werden?

28.05.2019 Schwangerschaftsdiabetes mit Tabletten behandeln ist einfacher als mit Insulin, aber …

Schwangere Frau mit Diabetes

Die Argumente für und gegen die Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, GDM) mit Tabletten wurden in einer kürzlich publizierten Übersichtsarbeit erörtert.

Der Gestationsdiabetes ist eine Form von Diabetes, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt, meist zwischen der 24. und 27. Schwangerschaftswoche. Der GDM betrifft in Deutschland etwa 6% aller Schwangerschaften. Wenn eine Diät nicht ausreicht um diesen Diabetes gut einzustellen, so gilt Insulin als Therapie der Wahl. Insulin ist aber weltweit nicht überall verfügbar und die adäquate Blutzuckereinstellung mit Insulin ist an eine gute Schulung und medizinische Versorgung der Betroffenen gebunden, die in Ländern der Dritten Welt nicht immer gewährleistet ist.

Zwei Medikamente, und zwar Metformin und das SulfonylharnstoffpräparatGlibenclamid wurden bereits in klinischen Studien bei GDM mit Erfolg getestet. Metformin ist auf jeden Fall ein sicheres Medikament, bei dem praktisch keine Unterzuckerungen vorkommen und das kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen der Leibesfrucht verursacht. In einer Vergleichsstudie mit Insulin verursachte Metformin weniger Gewichtszuwachs, weniger Bluthochdruck in der Schwangerschaft und auch weniger Makrosomie, d.h. weniger Fälle von zu großen und zu schweren Kindern bei Geburt mit entsprechenden Problemen für das Kind. Allerdings wirkt Metformin bei GDM in fast der Hälfte der Fälle nicht ausreichend, so dassdann doch noch Insulin hinzugegeben oder ganz auf eine Insulintherapie umgestellt werden muss.

Kommentar: Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft empfiehlt weiterhin aufgrund der ungenügenden Datenlage, insbesondere wegen der noch geringen Langzeitbeobachtungen von der Gabe von Metformin oderGlibenclamidin der Schwangerschaft abzusehen und bei Gestationsdiabetes und ungenügender Wirksamkeit der Diät gleich auf Insulin einzustellen. Dies ist bei unserer sehr guten medizinischen Versorgungsstruktur sicherlich gerechtfertigt; in medizinisch unterversorgten Weltregionen sollte aber die Empfehlung wohl eher in Richtung Metformin gehen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum

Quellen:

Barbour LA, Feig DS. Metformin for gestational diabetes mellitus: Progeny, perspective, and a personalized approach. Diabetes Care 2019; 42(3): 396-399

 

 


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