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Welche Patienten mit Typ-1-Diabetes haben ein Risiko für eine schwere Stoffwechselentgleisung?

30.05.2019 Die Ketoazidose mit Übersäuerung des Blutes ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung bei Typ-1-Diabetes. Es stellt sich die Frage was dazu führt und wie dies verhindert werden kann

Komapatientin

Die diabetische Ketoazidose (DKA) mit Übersäuerung des Blutes ist eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung bei Typ-1-Diabetes. Die Frage, was dazu führt und wie dies verhindert werden kann wurde nun anhand der Daten des deutschen DPV-Registers untersucht. In diesem von Herrn Prof. Holl aus Ulm initiierten deutschlandweiten Register werden seit 1995 die Daten von Patienten mit Diabetesmellituskontinuierlich gesammelt. In der vorgelegten Studie wurden Patienten mit Typ-1-Diabetes aus den Jahren 2000-2016 ausgewertet, wobei alle Patienten inzwischen das Erwachsenenalter erreicht hatten und die Erstdiagnose schon mehr als 1 Jahr zurücklag, sodass die Fälle von DKA bei Diagnosestellung nicht berücksichtigt wurden.

Die insgesamt knapp 47.000 Patienten waren im Mittel 38 Jahre alt und hatten einen mittleren HbA1c-Wert von 7,7%, die mittlere Diabetesdauer betrug 13,5 Jahre. Knapp 60% der Patienten wurden in großen Diabeteszentren behandelt. Umgerechnet auf 100 Patienten-Jahre der Behandlung gab es 2,5 Fälle von DKA, die zu einer Krankenhausaufnahme geführt haben. Die Rate war im Alter zwischen 18 und 30 Jahren am höchsten und ging danach zurück. Patienten mit einem Migrationshintergrund hatten ein signifikant höheres Risiko für eine DKA. Das höchste Risiko für eine diabetische Ketoazidose lag im Zeitraum zwischen 5 und 10 Jahre nach Diagnosestellung. Patienten mit HbA1c-Werten von unter 7% und auch Patienten, die in großen Diabeteszentren behandelt wurden hatten ein signifikant geringeres Risiko für eine DKA. Eine schlechte Stoffwechseleinstellung war der stärkste Vorhersageparameter für eine Krankenhausaufnahme wegen DKA. Im Gegensatz zu älteren Untersuchungsbefunden war eine Behandlung mit der Insulinpumpe nicht mit einem erhöhten Risiko für eine DKA verbunden.

Kommentar: Dies ist eine der größten und umfassendsten epidemiologische Studien zur Versorgung von Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland. Daraus ergeben sich auf die gesamte Population bezogene wichtige Angaben darüber, wie häufig eine diabetische Ketoazidose vorkommt undHinweise darauf, welche Menschen am meisten für diese lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung gefährdet sind. Interessant ist auch der Befund, dass eine Behandlung mit der Insulinpumpe im Gegensatz zu älteren Studien zu einer besseren Diabeteseinstellung und nicht zu einer Erhöhung des Risikos für eine (lebensbedrohliche) diabetische Ketoazidose führt. Der Vorteil der Therapie mit Insulinpumpen wird sich mit der technologischen Weiterentwicklung der Pumpensysteme in Zukunft sicherlich noch besser zeigen lassen. Aus der riesigen Datenquelle des DPV- Registers sind sicherlich noch weitere wichtige Erkenntnisse zur Versorgung von Diabetespatienten in Deutschland zu erwarten.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum

Quellen:

Kalscheuner H, Seufert J, Lanzinger S, et al. Event rates and risk factors for the development of diabetic ketoacidosis in adult patients with type 1 diabetes: analysis from the DPV registry based on 46,966 patients. Diabetes Care 2019; 42(3): e34-e36

 

 


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