Wie k�mmern sich Schwangere um ihre Diabeteseinstellung?
07.06.2017 Es wird allgemein angenommen, dass alle Schwangere mit Diabetes um die Geburt eines gesunden Kindes besorgt sind und sich besonders um eine gute Blutzuckereinstellung in der Schwangerschaft bem�hen. Das ist aber nicht der Fall.
Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) tritt ein Diabetes erst in der Schwangerschaft auf. Wenn bei diesen Frauen der Blutzucker schlecht eingestellt wird, so ist dies mit einem erh�hten Risiko f�r das Kind und auch f�r die Mutter verbunden. Dar�ber werden die Frauen aufgekl�rt und es wird allgemein angenommen, dass sich alle diese Frauen ganz besonders bem�hen, ihren Diabetes gut einzustellen. Dazu haben nun Wissenschaftler aus Frankreich eine Untersuchung durchgef�hrt.
91 Franz�sisch-sprechende Frauen mit einem neu diagnostizierten Gestationsdiabetes waren an das Zentrum �berwiesen worden. Alle wurden in ein Diabetesprogramm aufgenommen und erhielten eine Diabetesschulung einschlie�lich einer Aufkl�rung �ber die Notwendigkeit und die Prinzipien der Blutzuckerselbstmessungen. Bei der n�chsten Visite nach durchschnittlich 13 Tagen wurden die im Glucose-Messger�t nachvollziehbaren und die in ein Blutzucker-Tagebuch eingetragenen Blutzuckermessungen ausgewertet und sp�ter mit dem Schwangerschaftsausgang verglichen.
Ergebnis: Nur etwa 60% der Frauen hatten mehr als 80% der erforderlichen Blutzucker-Selbstmessungen durchgef�hrt. Diese schlechte �Adh�renz� zeigte sich insbesondere bei Frauen, in deren Familie ein Diabetes vorlag, bei sozial schlechter Gestellten sowie bei Frauen, die aus au�ereurop�ischen L�ndern stammten. Weniger als die H�lfte f�hrte auch mehr als 80% der in der Schwangerschaft empfohlenen Blutzuckermessungen zu den angegebenen Zeiten nach den Hauptmahlzeiten durch und bei etwa jeder vierten Schwangeren stimmten die Werte der Tagebucheintragungen in weniger als 90% mit denen des Glucometers �berein. Bei Frauen mit einer schlechten �Therapietreue� trat signifikant h�ufiger eine Pr�eklampsie als schwere Schwangerschaftskomplikation auf und sie hatten trotz einer h�ufigeren Insulintherapie zum Zeitpunkt der Geburt h�here HbA1c-Werte.
Kommentar: Nicht alle Frauen mit Gestationsdiabetes halten sich an die �rztlichen Empfehlungen zur Blutzuckerselbstkontrolle. Dies ist mit einem deutlich erh�hten Risiko f�r das Auftreten einer Pr�eklampsie verbunden. Die Feststellung, dass dies insbesondere sozial schlechter gestellte Frauen und solche aus anderen Kulturkreisen betrifft, ist nicht �berraschend und sollte die �rzte dazu ermuntern, sich nicht nur um die Aufkl�rung, sondernauch um die Motivierung solcher Frauen zu bem�hen. �berraschend ist allerdings das schlechte Abschneiden der Frauen, in deren Familie bereits ein Diabetes vorliegt. Hier f�llt dem Referenten ein Erkl�rungsversuch schwer. Auch ist es nicht sicher, dass die Ergebnisse bei einer Untersuchung in Deutschland anders ausfallen w�rden als in Frankreich.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
E. Cosson, B. Baz, F. Garyet al.: Poor reliability and poor adherence toself-monitoring of blood-glucose are common in women with gestational diabetes mellitus and maybe associated with poor pregnancy outcomes. Diabetes Care 2017; 40(9):1181-1186.
Siehe auch:
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