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Übergewicht der Mutter am Beginn der Schwangerschaft – Erhöhtes Sterberisiko für den Nachwuchs?

28.01.2015 Bisherige Studien belegen, dass Übergewicht oder Fettsucht (Adipositas) der Mutter bei Beginn einer Schwangerschaft zu erhöhten Krankheitsrisiken führen - im Verlauf der Schwangerschaft und bei der Geburt, für Mutter und Kind. Neue Untersuchungsergebnisse zeigen nun für das Kind auch ein erhöhtes Sterberisiko.

In einer schwedischen Studie wurden 1,6 Millionen Einzelgeburten der Jahrgänge 1992-2010 erfasst. Schweden verfügt seit Jahrzehnten über ein ausgezeichnet geführtes Geburten-, Krankheits- und Sterberegister für die gesamte Bevölkerung. Die Forscher des Karolinska-Universitäts-Krankenhauses in Stockholm gingen der Frage nach, welchen Einfluss der mütterliche Body Mass Index (BMI) auf die Sterblichkeit der Kinder bis vier Wochen nach der Geburt und auch im ersten Lebensjahr hat. Untersucht wurden rund 5.430 Todesfälle.

Mütterliches Übergewicht und Adipositas (besonders Grad 2 und 3) am Beginn einer Schwangerschaft erhöhen das Risiko der Kindersterblichkeit etwa um das Doppelte. Dies betrifft besonders reife Neugeborene mit einer Tragzeit von 37 oder mehr Schwangerschaftswochen. Aber auch ein Sauerstoffmangel der Neugeborenen unter der Geburt und Fehlbildungen traten häufiger auf. Dies galt auch für die Rate an Frühgeburten. Im ersten Lebensjahr kam es außerdem zu mehr Fällen mit plötzlichem Kindstod bei Kindern von Müttern mit Adipositas Grad 2 und 3, also ab einem BMI von 35 kg/m².

Kommentar: Weltweit nehmen Übergewicht und Adipositas bei Schwangeren stark zu. Dies gilt für jüngere und ältere Frauen gleichermaßen. Nach bisherigen Erkenntnissen erhöhen zu viele Kilos am Beginn der Schwangerschaft die Risiken z.B. für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes, einer Gestose (Präeklampsie) oder auch von Frühgeburten. Nach Kaiserschnittentbindungen erleiden Mütter mit Übergewicht gehäuft Wundkomplikationen, sie stillen meist seltener und kürzer. Aus diesen Befunden wurde abgeleitet, Frauen mit Kinderwunsch bereits bei Planung einer Schwangerschaft und möglichst vor der Empfängnis eine Gewichtsabnahme zu empfehlen. Mit dieser schwedischen Studie wird diese Empfehlung mit gewichtigen Argumenten zusätzlich untermauert.

Autor: Dr.med. Helmut Kleinwechter, Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis und Schulungszentrum, Alter Markt 11, 24103 Kiel

 

Quelle: Johansson S, Villamor E, Altman M et al. Maternal overweight and obesity in early pregnancy and risk of infant mortality: a population based cohort study in Sweden. BMJ 2014;349:g5672


 

Siehe auch:

Immer mehr Schwangere sind zuckerkrank
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