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Löst ein Mangel an Carnitin und Aminosäuren den Typ-1-Diabetes aus?

27.08.2014 Neben der genetischen Veranlagung spielen Umweltfaktoren eine wichtige Rolle für die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes. In einer kürzlich publizierten Studie wurde gezeigt, dass bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ein Mangel an Carnitin und Aminosäuren vorliegt.

Carnitin ist eine natürlich vorkommende chemische Verbindung, die aus den Aminosäuren Lysin und Methionin aufgebaut ist und eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel spielt. Bereits 2004 war beschrieben worden, dass Kinder mit Typ-1-Diabetes (T1D) häufig einen Carnitinmangel aufweisen. Diese Beobachtung wurde nun durch die Arbeitsgruppe um Professor Bottazzo in Italien bestätigt und erweitert.

Studie: 50 Kinder mit T1D wurden untersucht. 33 dieser Kinder hatten den Diabetes im Alter von 0,8-3,8 Jahren und 15 Kinder im Alter zwischen 4,1 und 6,5 Jahren entwickelt. Bei 44 der 50 Kinder mit T1D waren inselspezifische Antikörper im Serum nachweisbar. 11 der 50 Kinder hatten auch eine Zöliakie. Als Kontrollgruppe dienten 200 gesunde Kinder gleichen Alters. Von allen Kindern lagen zur Analyse Blutproben aus den Neonatalscreening vor.

Ergebnisse: Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Kinder, die später einen T1D entwickelt hatten, signifikant tiefere Spiegel von Carnitin und Aminosäuren im Blut, wobei es aber deutliche Überlappungen gab: Auch einige gesunde Kinder hatten einen niedrigen Carnitinspiegel und manche Kinder mit T1D wiesen normale Carnitinspiegel auf. Keines der 200 gesunden Kinder mit einem normalen Carnitinspiegel entwickelte in einem Zeitraum von 6 Jahren der Nachbeobachtung einen Diabetes.

Schlussfolgerung der Autoren: Aus ihren Daten folgerten die Autoren, dass ein Mangel an Carnitin und Aminosäuren wahrscheinlich dem Ausbruch eines Typ-1-Diabetes vorausgeht und in dieser Gruppe möglicherweise von Geburt an vorliegt. Die Messung von Carnitin und Aminosäuren im Blut kann möglicherweise zur Vorhersage eines Typ-1-Diabetes beitragen und die Verabreichung dieser Mangelsubstanzen kann vielleicht auch zur Prävention eines Typ-1-Diabetes bei Risikogruppen erprobt werden.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

 

Quelle: G la Marca, S Malvagia, S Toni, B Piccini, V DiClommo, GF Bottazzo: Children who develop type 1 diabetes early in life show low levels of carnitine and amino acids at birth: does this finding shed light on the etiopathogenesis oft he disease? Nutrition & Diabetes (2013) 3, e94; doi:10.1038/nutd.2013.33


 

Siehe auch:

Antikörpertherapie zum Schutz der Betazellen beim Typ 1-Diabetes
Welcher Muttermilchersatz verhindert einen Diabetes?

 


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