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Fisch hilft Diabetiker-Nieren

15.01.2009 Diabetiker, bei denen mindestens zweimal pro Woche Fisch auf dem Speiseplan steht, sind seltener von einer Nierenschädigung mit Makroalbuminurie betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der großen EPIC-Studie (European Prospective Investigation of Cancer-Norfolk Study) aus Großbritannien: In der Gruppe der Patienten, die nur selten Fisch aßen, wiesen 18 Prozent eine Makroalbuminurie auf. Bei den Fischliebhabern waren hingegen „nur“ 4 Prozent betroffen.

Eine häufige Komplikation beim Diabetes mellitus ist die Schädigung der Nieren, die so genannte diabetische Nephropathie. Durch Schäden an den Nierenkörperchen und auch an den Nierenkanälchen kann die Niere ihre aktive Ausscheidungsfunktion für Schlackenstoffe und ihre lebensnotwendige Filterfunktion verlieren. Wird diese Folge des Diabetes nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, droht ein Funktionsverlust der Nieren, der bis zum Nierenversagen mit Dialysepflicht führen kann. Ein Drittel aller Patienten in Deutschland, die sich regelmäßig einer Dialyse (Blutwäsche) unterziehen müssen, sind Diabetiker. Eine weitere Gefahr ist, dass Diabetiker mit Nierenschäden ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen mit Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall haben.

Die Anfangsstadien der Nephropathie machen in der Regel keine Beschwerden und die Nierenschädigung bleibt daher vom Patienten lange Zeit unbemerkt. Allerdings kann mit Hilfe entsprechender Urin-Untersuchungen bereits frühzeitig eine Schädigung festgestellt werden. Ein erster Hinweis auf eine Nierenschädigung bei Diabetes ist die Mikroalbuminurie, bei der das kleine Eiweiß Albumin vermehrt mit dem Urin ausgeschieden wird. Schreitet die Nephropathie weiter voran, kommt es zur Makroalbuminurie. In diesem Stadium ist die Albuminausscheidung im Urin bereits ausgeprägter, was auf eine erhebliche Nierenschädigung schließen lässt. Wird die Nephropathie frühzeitig genug erkannt, können dauerhafte Schäden und ein weiterer Verlust der Nierenfunktion meist erfolgreich verhindert werden. Die Voraussetzung hierfür ist eine konsequente, möglichst gute Einstellung des Blutzuckers und des Blutdrucks. Zu hohe Blutdruckwerte können nämlich die Nieren auf Dauer zusätzlich erheblich schädigen.

Chee-Tin Christine Lee und ihre Kollegen von der Medical Research Council Epidemiology Unit in Cambridge werteten für ihre Analyse die Daten von 22.384 Männern und Frauen aus. Hierunter befanden sich 517 Personen mit einem bekannten Diabetes. Alle Teilnehmer hatten spezielle Fragebögen zum Lebensstil und zur Ernährung ausgefüllt – und dabei auch die Frage nach regelmäßigem Fischkonsum beantwortet.

Untersuchungen zeigten, dass 22,6 Prozent der Diabetiker – jedoch „nur“ 11,4 Prozent der Studienteilnehmer ohne Diabetes – eine Mikroalbuminurie aufwiesen (Mikroalbuminurie = Albumin/Kreatinin-Ratio 2,5-24,9 mg/mmol). Bei der Makroalbuminurie, die bereits Zeichen einer fortgeschrittenen Nierenschädigung ist, fielen die Unterschiede noch viel deutlicher aus: Hier waren 8,3 Prozent der Diabetiker und 0,6 Prozent der Nicht-Diabetiker betroffen (Makroalbuminurie = Albumin/Kreatinin-Ratio 25 mg/mmol oder darüber).

Die Wissenschaftler verglichen den Fischkonsum mit dem Vorhandensein einer Mikro- oder Makroalbuminurie bei den Teilnehmern und kamen dabei zu folgendem Ergebnis: Diabetiker, die zweimal wöchentlich oder noch öfter Fisch aßen, waren im Vergleich zu „Fischmuffeln“ (weniger als eine Fischportion pro Woche) deutlich seltener von einer Makroalbuminurie als Zeichen für eine fortgeschrittene Nierenschädigung betroffen (OR 0,22; p = 0,009). Dieser Zusammenhang blieb auch nach dem Herausrechnen anderer Einflussfaktoren bestehen. Für die Mikroalbuminurie und in der Gruppe der Nicht-Diabetiker konnten hingegen keine statistisch signifikanten Verknüpfungen zum Fischkonsum nachgewiesen werden.

Lee und ihre Kollegen schließen aus den Ergebnissen, dass sich der Konsum von Fisch bei Diabetikern möglicherweise besonders günstig auf die Nieren auswirkt. Weitere Studien sollen nun die Frage klären, ob spezielle Ernährungsempfehlungen für den Fischkonsum sinnvoll sind: z. B. wie oft Fisch gegessen werden sollte, welche Fischarten zu bevorzugen sind und wie der Fisch am besten zubereitet wird.

Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de

Quelle: Lee CT, Adler AI, Forouhi NG et al. Cross-sectional association between fish consumption and albuminuria: the European Prospective Investigation of Cancer-Norfolk Study. Am J Kidney Dis 2008: 876-86

 

Hier geht es zum Expertenkommentar (Prof. Scherbaum)

 

 

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