Diabetes Deutschland

News

Vor einer geplanten Schwangerschaft unbedingt den Diabetes optimal behandelt

21.05.2014 Wenn Frauen mit einem bisher unentdeckten Diabetes oder mit Nierenerkrankungen schwanger werden, so besteht ein Risiko für Fehlbildungen beim Kind. Das zeigt eine große Erhebung aus England.

Es ist bekannt, das seine schlechte Diabeteseinstellung zum Zeitpunkt der Konzeption (Empfängnis) mit einem erhöhten Risiko für kindliche Missbildungen verbunden ist. Dieser Zusammenhang wurde nun an Hand einer bevölkerungsbasierten großen Kohorten-Studie in Nordengland genauer untersucht. Dazu wurden alle 401.149 Einzelschwangerschaften der Jahrgänge 1996-2008 ausgewertet. Darunter waren 1.314 von Frauen mit Typ-1-Diabetes und 362 mit Typ-2-Diabetes. Die Fehlbildungen wurden bis zu einem Alter von 12 Jahren erfasst. Es traten 9.488 Fehlbildungen auf, davon 129 bei Kindern diabetischer Frauen.

Ergebnis: Das Risiko für schwere, nicht durch Chromosomenschäden (genetisch) hervorgerufene kindliche Fehlbildungen war bei den diabetischen Frauen 3-6-fach erhöht. Der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor für solche Fehlbildungen war der HbA1c-Wert direkt vor der Konzeption. Ab einem HbA1c von 6,3% stieg die Fehlbildungsrate linear an, und zwar pro 1% HbA1c um 30%. Außerdem war das Vorliegen einer diabetischen Nephropathie ein zusätzlicher Risikofaktor. 

Kommentar: Diese große Erhebung zeigt ein einmal mehr den engen Zusammenhang zwischen einer schlechten Blutzuckereinstellung und dem Fehlbildungsrisiko der Kinder diabetischer Mütter. Wichtig ist die hier belegte Tatsache, dass die Blutzuckereinstellung zum Zeitpunkt der Empfängnis den wesentlichen Parameter für das Fehlbildungsrisiko darstellt und dass eine vorbestehende diabetische Nierenschädigung ein zusätzliches Risiko beinhaltet. Das Problem  wurde bisher unterschätzt, weil in bisherigen Studien meist nur die um den Zeitpunkt der Geburt herum erfassten Fehlbildungen gezählt wurden.

Aus dieser Analyse ist zu fordern, dass 1) bei Frauen mit einem bekannten Diabetes die Schwangerschaften sorgfältig zu planen sind und der HbA1c-Wert schon vor der Konzeption auf deutlich unter 7% eingestellt werden muss und dass 2) bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes der Diabetes schon vor Eintritt der Schwangerschaft auszuschließen und ggf. zu behandeln ist.

 

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: R. Bell et al.: Peri-conception hyperglycaemia and nephropathy are associated with risk of congenital anomaly in women with pre-existing diabetes: a population-based cohort study. Diabetologia 2012, 55 (4) 936-947.


 

Siehe auch:

Gesunde Ernährung und Folsäure verhindern Fehlbildungen in der Schwangerschaft
Erfreulicher Ausgang der Schwangerschaft bei Frauen mit Diabetes

 


Diabetes Editorial
Diabetes Editorial