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Schlafdauer als Risikofaktor für Typ 2 Diabetes

14.05.2009 Es gibt immer mehr Hinweise aus Studien, dass chronischer Schlafmangel mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes einhergeht. Aber auch eine zu lange Schlafdauer ist möglicherweise kritisch, wobei in diesen Fällen andere Probleme für das erhöhte Diabetes-Risiko verantwortlich gemacht werden. Am günstigsten scheint eine Schlafdauer zwischen 7 und 8 Stunden zu sein.

Eine aktuelle Untersuchung aus Kanada hat dieses Ergebnis noch einmal bestätigt.  Ein Studienteam um Jean-Philippe Chaput von der Laval Universität in Quebec befragte 276 Männer und Frauen nach ihrem Schlafverhalten. Die Studienteilnehmer waren zwischen 21 und 64 Jahre alt und zeigten zu Beginn der Untersuchung einen normalen Glukosestoffwechsel. In den folgenden rund 6 Beobachtungsjahren wurden alle Fälle mit neu aufgetretenem Typ 2 Diabetes oder einem Diabetes-Vorstadium (gestörte Glukosetoleranz, IGT) erfasst. Diese Daten verglichen die Wissenschaftler mit den ehemaligen Angaben zur durchschnittlichen nächtlichen Schlafdauer. Dabei wurden andere Faktoren, die sowohl die Schlafdauer als auch das Diabetes-Risiko beeinflussen (z. B. körperlicher Aktivitätsgrad, Alter und Rauchen) aus den Ergebnissen herausgerechnet.

Das Resultat: Studienteilnehmer, deren durchschnittliche Nachtruhe nur 6 Stunden oder weniger betrug, entwickelten in der Beobachtungszeit fast 2,8 mal häufiger einen Typ 2 Diabetes oder eine gestörte Glukosetoleranz als „Normalschläfer“ mit einer Schlafdauer von 7-8 Stunden. Auch eine längere Nachtruhe von 9 oder mehr Stunden ging mit einer rund 2,5-fach höheren Wahrscheinlichkeit für eine spätere Glukosestoffwechselstörung einher. Um den Einfluss von Übergewicht auf das Diabetes-Risiko auszuschließen, rechnete die Arbeitsgruppe in einem weiteren Schritt den Body Mass Index, den Taillenumfang und den prozentualen Körperfettanteil aus den Ergebnissen heraus. Der Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Diabetes-Risiko schwächte sich danach zwar etwas ab, zeigte aber immer noch statistische Signifikanz.

Das FAZIT: Die Untersuchung bestätigt, dass chronischer Schlafmangel den Glukosestoffwechsel auf Dauer ungünstig beeinflussen kann. Die Mechanismen hierfür sind bisher nur ansatzweise geklärt. Auch eine zu lange Schlafdauer ist möglicherweise kritisch, wobei in diesen Fällen andere Probleme wie zum Beispiel Atemstörungen im Schlaf für das erhöhte Diabetes-Risiko verantwortlich gemacht werden. Die Wissenschaftler um Chaput sehen in den Ergebnissen eine Bestätigung, dass das Thema Schlafverhalten bei der Gesundheitsvorsorge zukünftig stärker berücksichtigt werden sollte.

 

Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de

Quelle: Chaput JP, Després JP, Bouchard C et al. Sleep duration as a risk factor for the development of type 2 diabetes or impaired glucose tolerance: Analyses of the Quebec Family Study. Sleep Med 2009; doi:10.1016/j.sleep.2008.09.016
Diabetes Editorial
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