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Der Einsatz von Metformin in der Diabetes-Therapie bei gestörter Nierenfunktion

18.09.2013 Die Behandlung des Typ-2-Diabetes mit Metformin gilt als besonders sicher, unter anderem weil sie keine Unterzuckerungen verursacht. Die Metformin-Therapie ist bei einer leicht eingeschränkten Nierenfunktion bisher nicht erlaubt.  Eine neue Studie legt jedoch nahe, dass diese Vorsichtsmaßnahme übertrieben ist.

In einer kürzlich publizierten Arbeit wurde die Wirksamkeit und Sicherheit einer Metformin-Therapie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und verschiedenen Schweregraden einer gestörten Nierenfunktion  untersucht. Im Rahmen des Schwedischen Nationalen Diabetes-Registers wurden die Daten von 51.675 Patienten mit Typ-2-Diabetes zwischen 2004 und 2010 analysiert. Dabei sollte das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall und Azidose oder für schwere Infekte und Sterblichkeit in Beziehung zur blutzuckersenkenden Therapie untersucht werden. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 3,9 Jahre.

Ergebnis: Unter einer Metformin-Therapie war das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall  und allgemeine Sterblichkeit gegenüber anderen Therapieformen (Sulfonylharnstoffen,  Insulin) vermindert. Dies traf auch für Patienten mit leicht eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR 45-60 ml/min) zu. Auch bei einer deutlich eingeschränkten Nierenfunktion (eGFR 30-45 ml/min) war die Häufigkeit der bei Metformin-Therapie gefürchteten Azidose, von schweren Infekten und auch von kardiovaskulären Komplikationen nicht erhöht.

Kommentar: In dieser großen Beobachtungsstudie erwies sich Metformin auch bei Patienten mit leicht und mäßig eingeschränkter Nierenfunktion als effektives und sicheres Medikament. Wie in anderen, wesentlich kleineren Studien zuvor, so zeigte sich auch hier die Metformin-Therapie gegenüber anderen Behandlungsformen als überlegen, selbst bei leicht eingeschränkter Nierenfunktion. Auch bei mäßig stark eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR 30-45 ml/min) ist die im Beipackzettel von Metformin aufgeführten Komplikation Laktatazidose nicht häufiger aufgetreten als bei anderen Behandlungsformen.

 

In Deutschland ist Metformin ab einer eGFR von kleiner 60 ml/min nicht mehr erlaubt. Einige Länder haben schon auf Grund bisheriger Daten die Metformin-Therapie bis zu einer deutlichen Einschränkung der Nierenfunktion auf 30 ml/min zugelassen. Er ist zu hoffen, dass dies auch in Deutschland bald umgesetzt wird, zumal davon sehr viele Menschen mit Diabetes betroffen sind, denen sonst der langfristig günstige Effekt der Metformin-Therapie vorenthalten wird.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: N Ekström et al.: Effectiveness and safety of metformin in 51 675 patients with type 2 diabetes and different levels of renal function: a cohort study from the Swedish National Diabetes Register.
BMJ Open. 2012; 2(4): e001076.

 

Siehe auch:

Diabetes-Therapie: Ist Metformin für das Herz gefährlich?
Welche Blutzucker-senkenden Tabletten sind die Besten?


Diabetes Editorial
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