Kontinuierliche Blutzuckermessung für schwangere Frauen mit Diabetes
11.07.2013 Für Patienten ist es jetzt auch im Alltag möglich, den Blutzucker kontinuierlich zu messen und anzuzeigen. Bringt das für schwangere Frauen mit Diabetes Vorteile?
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus dem Reichshospital Kopenhagen (Dänemark) ist in einer kürzlich publizierten Studie der Frage nachgegangen, ob bei Schwangeren mit vorbestehendem Diabetes durch eine kontinuierliche Blutglukosemessung mit aktuellem Monitoring der Messwerte (CGM) die Blutzuckereinstellung verbessert werden kann.
In eine kontrollierte prospektive Studie wurden 154 schwangere Frauen mit Diabetes aufgenommen (123 Frauen mit Typ-1-Diabetes, 31 mit Typ-2-Diabetes). Eine Gruppe von 79 Frauen erhielt in verschiedenen Phasen der Schwangerschaft ein CGM und bei einer Kontrollgruppe von 75 Frauen wurden 7x täglich Blutzucker-Selbstmessungen durchgeführt. Beide Gruppen hatten zu Beginn der Schwangerschaft ähnliche HbA1c-Werte (6,6% vs. 6,8%). Die Anwendung des CGM erfolgte über jeweils 6 Tage in den Schwangerschaftswochen 8, 12, 21, 27 und 33. Bei der Auswertung in der 33. Schwangerschaftswoche hatte die Gruppe mit CGM ein HbA1c von 6,1% und die Kontrollgruppe 6,2%. Auch die Zahl der schweren Unterzuckerungen und der perinatalen Komplikationen war in den beiden Gruppen nicht unterschiedlich.
Schlussfolgerungen der Autoren: Die routinemäßige Anwendung eines kontinuierlichen Blutzuckermess-Systems bringt bei schwangeren Frauen mit bestehendem Diabetes keine Verbesserung der Blutzuckereinstellung oder auch der Schwangerschaftsergebnisse. Daher sei ein routinemäßiger Einsatz des CGM bei Schwangeren mit Diabetes nicht zu empfehlen.
Kommentar: Das Ergebnis ist nicht verwunderlich angesichts der Tatsache, dass im Reichshospital Kopenhagen die Standardbetreuung der schwangeren Diabetikerinnen kaum zu toppen ist und daher eine Verbesserung der Ergebnisse auch durch die routinemäßige Anwendung des CGM praktisch nicht möglich war.
Kritisch ist anzumerken, dass das CGM keine Maßnahme für die allgemeine Routine darstellt, sondern besonderen Situationen vorbehalten bleiben sollte, in denen für die Verbesserung der Blutzuckereinstellung zunächst eine bessere Übersicht über die Blutzuckerverläufe bei Tag und bei Nacht erforderlich ist.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quelle: Secher AL et al.: The effect of real-time continuous glucose monitoring in pregnant women with diabetes. Diabetes Care. 2013 Jul; 36 (7):1877-83.
Siehe auch:
Erfreulicher Ausgang der Schwangerschaft bei Frauen mit Diabetes