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Achtung: Mehr Unterzuckerungen bei Intensivierung der Insulin-Therapie

05.03.2013 Schwere Hypoglykämien sind bei der Insulintherapie ein begrenzender und gefährlicher Aspekt, wenn man den Diabetes auf normnahe Blutzuckerwerte einstellen will. In einer deutschen Studie wurde jetzt gezeigt, dass dadurch nicht nur beim Typ-1-Diabetes, sondern auch bei Insulintherapie des Typ-2-Diabetes ein hohes Hypoglykämie-Risiko besteht.

Um die Häufigkeit von schweren Unterzuckerungen beim Diabetes mellitus (Unterzuckerungen mit Notwendigkeit zur Fremdhilfe) zu testen, wurde im Raum Lippe-Detmold (NRW) eine prospektive bevölkerungsbasierte Studie in einer einzigen Klinik durchgeführt, wobei in den Zeiträumen Januar 1997 bis Dezember 2000 sowie Januar 2007 bis Dezember 2010 alle notfallmäßigen Krankenhauseinweisungen wegen schwerer Hypoglykämie registriert wurden. Bei allen diesen Notfällen wurde die Hypoglykämie bestätigt durch erniedrigte Blutzuckermessungen und klinische Besserung nach intravenöser Glukosezufuhr.
 
Ergebnis: Im Zeitraum 1997-2000 wurden 264 Hypoglykämien registriert. Im Zeitraum 2007-2010 waren es 495 Fälle. Es bestand eine enge Korrelation zwischen schweren Hypoglykämien und einer Intensivierung der Diabetes-Therapie. Solche Patienten hatten einen tieferen HbA1c-Wert und sie hatten eine längere Diabetes-Dauer, waren älter und hatten auch häufiger Begleiterkrankungen und entsprechende Medikamente. Beim Typ-1-Diabetes kam es zwischen 2000 und 2010 zu einer Zunahme von Hypoglykämien um 31% und beim Typ-2-Diabetes betrug die Steigerungsrate 52%. In 70% der Fälle waren die Hypoglykämien bei Patienten mit Insulintherapie aufgetreten. Hypoglykämische Ereignisse waren mit einer Intensivierung der antidiabetischen Therapie verbunden und kamen gehäuft vor bei Patienten mit Begleiterkrankungen und unter Insulintherapie.
 
Kommentar: In einem Zeitraum von 10 Jahren wurde hier eine signifikante Zunahme von schweren Hypoglykämie registriert. Erfahrungsgemäß sind schwere Hypoglykämien, die zu einer notfallmäßigen Krankenhauseinweisung führen, nur die Spitze des Eisbergs. Schwere Unterzuckerungen können beim Diabetes zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

Aus den vorliegenden Daten kann die Lehre gezogen werden, dass bei Patienten mit verschiedenen Begleiterkrankungen gemäßigte Blutzuckerzielwerte angepeilt werden sollten. Dies betrifft insbesondere ältere und multimorbide Patienten, die wegen eines Typ-2-Diabetes mit Insulin behandelt werden.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Holstein A. et al.: Substantial increase in incidence of severe hypoglycaemia between 1997-2000 and 2007-2010. A German longitudinal population-based study. Diabetes Care 2012; 35: 972-975.

 

Siehe auch:

Das Hypoglykämie-Risiko bei Typ-2-Diabetikern
Unterzuckerung gefährdet die Durchblutung der Herzkranzgefäße


 


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