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Erhöhtes Thrombose-Risiko nach großen Mahlzeiten

23.11.2012 Bisherige Beobachtungen zeigen, dass nach großen Mahlzeiten das Risiko für Gefäßverschlüsse und Herzinfarkte erhöht ist. Tatsächlich werden nach einer Mahlzeit die Thrombozyten aktiviert und zur Anhaftung an Gefäßwände und zur Verklumpung angeregt. Was ist die Ursache?

Eine schwedische Arbeitsgruppe hat untersucht, warum Thrombozyten (Blutplättchen) nach einer Mahlzeit aktiviert werden und ob eine solche Aktivierung durch Insulin verhindert werden kann indem damit eine Absenkung des postprandialen Glukosespiegels erfolgt.
 
In einer randomisierten Crossover-Studie wurde bei 18 Patienten mit Typ 2-Diabetes direkt vor der Mahlzeit entweder Insulin Aspart oder ein Plazebo gespritzt. Die Plättchen-Aktivierung wurde mit der Flusszytometrie gemessen und die Expression des Zytokins P-Selectin auf den Thrombozyten gemessen.

Ergebnis: Durch die Insulingabe wurde der Glukoseanstieg nach der Mahlzeit im Vergleich zu Plazebo um 2-3 mmol/l (36-54 mg/dl) abgesenkt. Nach der Mahlzeit stiegen die Insulinspiegel auf das Doppelte an und wurden durch eine vorhergehende Insulingabe weiter erhöht. Die Aktivierung der Blutplättchen durch die Standardmahlzeit korrelierte positive mit den Insulinspiegeln und invers mit den Glukosespiegeln. Die Gabe von Insulin vor der Mahlzeit war also mit einer erhöhten Plättchenaktivierung verbunden.

Kommentar: Diese Ergebnisse sind überraschend, zumal man bisher angenommen hatte, dass die vermehrte Aktivierung der Blutplättchen und das Thrombose- und Herzinfarktrisiko nach großen Mahlzeiten von einem Blutzuckeranstieg nach der Mahlzeit herrührt. Das einfache Experiment der Autoren zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

Das bedeutet, dass übergewichtige Menschen mit einem Hyperinsulinismus (zu hohe Insulinspiegel) und auch Menschen, die gar keinen Diabetes haben und wo Blutzuckeranstiege in den diabetischen Bereich nach größeren Mahlzeiten durch die Ausschüttung großer Insulinmengen verhindert werden, für thrombotische Ereignisse besonders gefährdet sind.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: G. Spectre, C.-G. Östenson, N. Li, P. Hjemdahl: Postprandial Platelet Activation Is Related to Postprandial Plasma Insulin Rather Than Glucose in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus. Diabetes 2012, 61, S. 2380-2384.

 

Siehe auch:

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