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Omega-3 Fettsäuren schützen nicht vor Herz-Kreislauf-Problemen

15.11.2012 Weltweit wurden bisher Omega-3 Fettsäuren von Diabetes-Patienten zum vermeintlichen Schutz vor Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Gefäßkomplikationen eigesetzt. Bisher gab es aber keine Langzeitstudien, die den Effekt von Omega-3 Fettsäuren beim Diabetes hätten belegen können.

In der ORIGIN-Studie wurde geprüft, ob die Gabe von Omega-3 Fettsäuren bei Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einer Reduktion von Todesfällen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führt. Die Studie wurde in 40 Ländern durchgeführt. Alle Probanden hatten entweder einer Diabetes mellitus, eine gestörte Glukosetoleranz oder einen erhöhten Nüchtern-Glukose-Spiegel. Nach einem Zufallsprinzip erhielten 574 Personen mindestens 900 mg Omega-3 Fettsäuren pro Tag und Personen 581 erhielten ein Plazebo. Die Studiendauer betrug im Mittel 6,2 Jahre.

Ergebnisse: Die Behandlung mit Omega-3 Fettsäuren führte nicht zu einer Reduktion von Todesfällen, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder anderen schweren Gefäßkomplikationen. Im Vergleich zu Plazebo wurde durch Omega-3 Fettsäuren die Triglyzeridspiegel (Neutralfette) im Blut im Durchschnitt um 14,5 mg/dl (0,16 mmol/l) reduziert. Die Cholesterinspiegel wurden nicht beeinflusst.

Kommentar: Die Ergebnisse dieser Studie sind für viele Menschen enttäuschend, zumal man doch auf dem Boden anderer Studien glaubte, mit den Omega-3 Fettsäuren einen natürlichen Stoff in der Hand zu haben, mit dem die Gefäße vor einer Arteriosklerose und deren Folgen zu schützen sind.

Dies trifft nach den Ergebnissen der neuen Studie für Menschen mit einem gestörten Glukosestoffwechsel zu, die ja ein besonders hohes Risiko für eine rasch fortschreitende Arteriosklerose und deren Komplikationen aufweisen. Die Autoren vermuten, dass dies daran liegt, dass die in die ORIGIN-Studie eingeschlossenen Patienten mehr begleitende kardioprotektive Therapien bekamen als dies in früheren Studien der Fall war. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass eine höhere Dosis von Omega-3 Fettsäuren (z.B. 2 g/Tag) einen Vorteil gebracht hätte.

Große Meta-Analysen aller verfügbaren Studien haben gezeigt, dass Omega-3 Fettsäuren in verschiedenen Patientengruppen nur einen kleinen oder einen neutralen Effekt erbringen. Es könnte auch sein, dass Omega-3 Fettsäuren sonst gesunde Personen am besten vor einer Arteriosklerose schützen. Derzeit laufen mindestens 3 große Studien, die den Effekt von Omega-3 Fettsäuren bei insgesamt mehr als 47.000 Personen mit einem niedrigen Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen untersuchen. Erste Ergebnisse sind in Kürze zu erwarten.

Über den anderen Teil der ORIGIN-Studie hatten wir auf Diabetes Deutschland bereits berichtet. Dabei wurde der Effekt von Insulin Glagin versus NPH-Insulin in Bezug auf die Langzeitergebnisse beim Typ 2-Diabetes untersucht.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: The ORIGIN Trial Investigators: n-3 Fatty Acids and Cardiovascular Outcomes in Patients with Dysglycaemia. N Engl J Med 2012; 367:309-318.

 

Siehe auch:

Langwirksames Insulin hat keinen positiven Effekt auf Herzinfarkt
   und Schlaganfall

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