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Wie kann die Nierenfunktion bei Diabetes bestimmt werden?

25.03.2011 Diabetes kann die Nieren schädigen. Die bisher benutzte Methode zur frühen Erkennung einer eingeschränkten Nierenfunktion ist bei Diabetes und Übergewicht störanfällig und dürfte bald überholt sein. Doch nun gibt es eine neue.

Die Nierenfunktionsleistung wird als glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ausgedrückt. Um diese Gesamtleistung aller Nierenkörperchen exakt zu messen, müsste man eine sehr aufwändige Untersuchung, nämlich die sogenannte Inulin-Clearance durchführen, die aber nur für Studienzwecke geeignet ist. Daher wurden Formeln für die nicht-invasive Abschätzung der Nierenfunktion entwickelt, von denen sich inzwischen die MDRD-Formel (GFRmdrd) durchgesetzt hat. Diese basiert auf dem gemessenen Serum-Kreatinin-Spiegel sowie dem Geschlecht, der Rasse und dem Alter des jeweiligen Patienten.

Mit einer alleinigen Messung des Kreatinin-Spiegels oder auch des Cystatin-C-Spiegels im Serum kann man jedoch leichte Einschränkungen der Nierenfunktion oft nicht erkennen. Insbesondere bei hohem Lebensalter, starkem Übergewicht, bei Diabetes und auch bei Zustand nach Nierentransplantation kommt es zu starken Verfälschungen der GFRmdrd.

Eine namhafte Gruppe von Wissenschaftlern, die auch die MDRD-Formel entwickelt hatten, haben nun auf der Basis von 10 großen Studien mit insgesamt 8.254 Teilnehmern eine neue Formel, nämlich die CKD-EPI-Formel entwickelt, bei der neben den oben genannten Parametern auch das Gewicht, das Vorhandensein eines Diabetes und eine eventuelle Nierentransplantation berücksichtigt werden. Bei dieser neuen Formel kann die Nierenfunktion auch bei Menschen mit Diabetes und bei Patienten mit sehr unterschiedlichem Body-Mass-Index sehr viel genauer angegeben werden, als mit der bisherigen MDRD-Formel.

Kommentar: Auch geringfügige Einschränkungen der Nierenfunktion müssen berücksichtigt werden, insbesondere wegen der vielfältigen Einflüsse auf die Therapie. Bestimmte Medikamente dürfen dann nicht oder nur in reduzierter Dosis gegeben werden.

Die neue Formel CKD-EPI erlaubt eine genauere Einschätzung der Nierenfunktion, allein auf Basis der Messung des Kreatinin-Spiegels und der Angabe über Geschlecht, Alter, Diabetes, Körpergewicht, Rasse und eventuell stattgefundener Nierentransplantation. Diese neue Formel wird wahrscheinlich in Zukunft allgemein zur Abschätzung der Nierenfunktion eingesetzt werden. Die Berechnung kann zum Beispiel direkt am Computer des untersuchenden Arztes erfolgen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Stevens A. et al.: Development and validation of GFR-estimating equations using diabetes, transplant and weight. Nephrol Dial Transplant 25:449-457, 2010.

 

Siehe auch:

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