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Blutdruck-Spitzen deuten auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko hin

25.02.2011 Einzelne Blutdruck-Spitzen bei unterschiedlichen Blutdruckmessungen wurden bisher in der Regel vernachlässigt oder als unbedeutende Variabilität bei einer Arztvisite angesehen. Eine neue Analyse großer Studien ergibt aber nun ein völlig anderes Bild.

Der Mechanismus, wodurch ein erhöhter Blutdruck einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder andere Ereignisse auslöst, ist bisher nicht genau bekannt. Der mittlere Blutdruck ist zwar wichtig, erklärt aber nicht die tatsächlichen Zusammenhänge. Wechselnde Blutdruckwerte bei verschiedenen Messungen wurden bisher vernachlässigt und die Ärzte tendieren bisher dazu, nur episodisch auftretende hohe Blutdruckwerte nicht zu behandeln. Nach neuen Daten ist dies aber nicht richtig.

Die Gruppe von Professor Peter Rothwell aus Oxford (England) hat zusammen mit Kollegen aus Dublin, London und Göteburg die Daten von mehreren großen Blutdruck-Studien im Detail analysiert. Dabei wurde insbesondere das Schlaganfall-Risiko in Beziehung gesetzt zur Variabilität des Blutdrucks und zu den maximalen Blutdruckwerten, die bei einzelnen Visiten gemessen wurden.

Unabhängig vom durchschnittlichen systolischen Blutdruckwert sagte die Variabilität des systolischen Blutdrucks das Auftreten eines Schlaganfalls voraus. Zudem hatte der maximale Blutdruckwert eine höhere Voraussagekraft für das Auftreten eines Schlaganfalls als der Mittelwert des Blutdrucks. Dies traf allerdings nur für den systolischen und nicht für den diastolischen Blutdruck zu. Wenn mehr Messungen durchgeführt wurden, so stieg die Voraussagekraft der Blutdruck-Variabilität an.

Kommentar: Bei den meisten bisherigen Blutdruck-Studien wurde die Aussagekraft der Blutdruck-Variabilität nicht berücksichtigt, so dass die Datenlage dazu nicht gut ist. In der oben genannten Studie wurden jedoch auch 24-Stunden-Blutdruckmessungen in Bezug auf das Risiko für ein späteres Auftreten eines Schlaganfalls analysiert. Dabei zeigte sich, dass der maximale systolische Blutdruck während des Tages sowohl das Risiko für einen Schlaganfall als auch für einen Herzinfarkt und plötzlichen Herztod signifikant vorhersagte, und zwar unabhängig vom mittleren systolischen Blutdruck während des Tages. Dies bedeutet, dass in Zukunft auch von ärztlicher Seite her Vorsorge dafür getroffen werden sollte, einzelne Blutdruck-Anstiege adäquat zu dämpfen. Prospektive Studien zu diesem Thema sind nun in Planung.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Rothwell P. M. et al.: Prognostic significance of visit-to-visit variability, maximum systolic blood pressure, and episodic hypertension. Lancet 375: 895-905, 2010

 

Siehe auch:

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