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Überraschende Effekte von Exenatide (Byetta®) bei körperlicher Aktivität

13.01.2010 Theoretisch besteht bei der Behandlung mit GLP-1 oder GLP-1 Analoga die Gefahr von Unterzuckerungen bei stärkerer körperlicher Aktivität. Diese Frage wurde bei Nicht-Diabetikern untersucht, mit einem überraschendem Ergebnis.

Exenatide (Byetta®) ist ein GLP-1 Analog, das zur Blutzuckersenkung beim Typ 2 Diabetes eingesetzt wird. Es steigert glukoseabhängig die Insulinausschüttung und vermindert gleichzeitig die Ausschüttung seines Gegenspielers Glukagon. Da normalerweise beim Sport die Insulinsekretion absinkt und die Glukagonsekretion ansteigt, besteht unter Exenatide theoretisch die Gefahr für eine Hypoglykämie (Unterzuckerung).

In einer Studie wurden deshalb 8 freiwillige normalgewichtige Nicht-Diabetiker (mittleres Alter 35 Jahre) einmal mit Exenatide und einmal mit Placebo behandelt. Die Probanden mussten dann über 75 Minuten mit 60% ihrer maximalen Sauerstoffaufnahme Fahrrad fahren. Vor, während und nach diesem aeroben Training wurden u.a. Blutglukose, Insulin, Glukagon und die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol gemessen.

Unter Exenatide stieg wie erwartet das Verhältnis Insulin zu Glukagon an. Unter dem aeroben Training und Exenatide jedoch fiel das Verhältnis Insulin zu Glukagon ab - wie auch unter Placebo. Unter der körperlichen Belastung bei Placebogabe fiel der Blutzuckerspiegel ab. Überraschenderweise stieg aber der Blutzuckerspiegel unter körperlicher Belastung nach Exenatide an.

Fazit: Bei Nicht-Diabetikern führt das GLP-1 Analog Exenatide unter aerobem körperlichem Training nicht wie erwartet zu einer Erniedrigung der Blutglukose, sondern der Blutzuckerspiegel steigt vielmehr an.

Kommentar: Der Anstieg des Blutzuckers unter körperlicher Belastung nach Gabe von Exenatide ist wahrscheinlich durch den hier festgestellten deutlichen Anstieg der Spiegel der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin bedingt, die bekanntermaßen zu einer Ausschüttung von Glukose aus der Leber führen. Wenn sich diese Ergebnisse der hier vorgelegten  Studie auch bei Patienten mit Typ 2 Diabetes erzielen lassen, so wäre dies ein höchst willkommener Effekt der Behandlung mit Exenatide (und wahrscheinlich auch mit anderen GLP-1-Analoga und GLP-1). Dies steht im Gegensatz zu einer Behandlung mit Sulfonylharnstoffpräparaten oder mit Insulin, die beide mit der Gefahr für Hypoglykämien unter körperlicher Belastung einhergehen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf

Quelle: EYH Khoo, J Wallis, K Tsintzas, IA Macdonald, P Mansell: Effests of exenatide on circulating glucose, insulin, glucagon, cortisol and catecholamines in healthy volunteers during exercise. Diabetologia 53: 139-143, 2010.

 

Siehe auch:
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