Diabetes ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die für den Betroffenen eine große Herausforderung – und oft auch eine erhebliche psychische Belastung – bedeutet. Tatsächlich sind psychische Beschwerden sehr häufig: Schätzungsweise etwa zehn bis 15 Prozent aller Diabetiker leiden unter schweren Depressionen.
Depressionen bei Diabetikern bleiben in vielen Fällen unerkannt oder werden unterschätzt bzw. unzureichend behandelt. Oft wird der Diabetes für die depressive Stimmungslage verantwortlich gemacht. In einigen Fällen ist das psychische Leiden aber schon lange vor der Diabetes-Erkrankung vorhanden. Wird die Depression erfolgreich behandelt, verbessert sich in der Regel auch die Diabeteseinstellung.
Wissenschaftler haben sich in der Vergangenheit die folgende Frage gestellt: Ist der Diabetes die Ursache der Depression, oder erkranken depressive Menschen einfach häufiger an einem Diabetes? Nach heutiger Kenntnis kann beides zutreffen. Natürlich neigen Diabetiker, die bereits von schweren Folgeschäden betroffen sind, eher zu einer depressiven Stimmungslage. Bei Personen mit Typ-2-Diabetes konnte aber auch die umgekehrte Variante gezeigt werden: In einer großen Studie mit fast 3.500 Personen aus den USA ging die Depression dem Diabetes in vielen Fällen bereits um Jahre voraus. Dies würde bedeuten, dass schwere Depressionen im jungen/mittleren Erwachsenenalter ein Risikofaktor für das spätere Auftreten eines Typ-2-Diabetes sein können.
Wie es zu der Verbindung von Depression und Diabetes kommt, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Zum einen scheint für beide Erkrankungen das familiär gehäufte Auftreten eine Rolle zu spielen. Zum anderen gibt es einige biologische Gemeinsamkeiten zwischen Depression und Diabetes: Dazu gehört zum Beispiel die veränderte Ausschüttung verschiedener Hormone wie Kortisol, Noradrenalin und Serotonin. Ein wichtiger Faktor bei depressiven Patienten ist außerdem die häufig bestehende Insulinresistenz, die auch beim Typ-2-Diabetes eine bedeutende Rolle spielt.
Ist ein Diabetiker gleichzeitig von Depressionen betroffen, wirkt sich dies oft negativ auf den Umgang mit der Diabetes-Erkrankung aus: Patienten mit schweren Depressionen halten sich deutlich weniger an Ernährungsvorgaben und nehmen häufig auch ihre Medikamente nicht regelmäßig ein. Darunter leidet natürlich die Blutzuckereinstellung erheblich. Umgekehrt zeigen Diabetiker, bei denen eine Depression behandelt und zurückgedrängt werden kann, meist auch eine deutliche Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage.