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Wie hoch ist das Risiko, einen Schwangerschaftsdiabetes zu bekommen?

12.01.2012 Die Entwicklung eines Diabetes während der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes) hat negative Auswirkungen auf die Mutter und das werdende Kind. Schwangeren Frauen soll deshalb ein Screening auf einen Schwangerschaftsdiabetes angeboten werden.

In mehreren internationalen Studien wurde gezeigt, dass ein Schwangerschaftsdiabetes negative Folgen für den Schwangerschaftsverlauf, die Geburt und auf das Neugeborene haben kann. Dabei zeigte sich, dass sich die Risiken mit steigenden Blutzuckerwerten erhöhen. Andererseits muss vermieden werden, schwangere Frauen unbegründet zu verunsichern oder eine nicht notwendige Therapie einzuleiten.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) hat daher, unter Berücksichtigung der aktuellen Studienergebnisse, die Mutterschafts-Richtlinie geändert. Schwangeren Frauen wird nun ein zweistufiges Screening-Verfahren empfohlen. Wenn in Stufe 1 (Belastungstest mit 50 Gramm Glukose und Blutzuckermessung nach 1 Stunde) ein erhöhter Wert (≥ 135 mg/dl bzw. ≥ 7,5 mmol/l) gemessen wird, erfolgt Stufe 2 mit einem regulären oralen Glukosetoleranztest im Nüchternzustand. Außerdem wird auf die Möglichkeiten der Risikosenkung durch vermehrte körperliche Aktivität und Anpassung der Ernährung verwiesen.

Kommentar: Zur Vermeidung der Komplikationen durch einen Schwangerschaftsdiabetes ist das 2-stufige Screening-Verfahren empfehlenswert, um einerseits betroffene Frauen zu identifizieren, gesunde Frauen jedoch nicht zu verunsichern.

Die Entscheidung über die Teilnahme an diesem Screening sollte jedoch auch weiterhin durch die Frau selber, im Gespräch mit dem behandelnden Gynäkologen und/oder einem Diabetologen erfolgen. Dabei spielen auch die klassischen Risikofaktoren wie Alter, Gewicht, Bluthochdruck, familiäre Veranlagung etc. eine wichtige Rolle.

Bei einem erhöhten Risiko sollten zudem auch die realistischen Möglichkeiten erwogen werden, dieses Risiko und ggf. die erhöhten Blutzuckerwerte durch eine Verbesserung des Lebensstils (Ernährung, Bewegung) zu senken.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Änderung der Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien): Einführung eines Screenings auf Gestationsdiabetes. vom 15. Dezember 2011.

 

Siehe auch:

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