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Der Stellenwert des HbA1c-Wertes zur Diabetes-Diagnose

28.09.2010 Die American Diabetes Association ADA veröffentlichte zum Jahresbeginn 2010 eine Überarbeitung der Praxisempfehlungen, neben dem oralen Glukosetoleranztest und dem Nüchtern-Plasma-Glukosewert auch den HbA1c-Wert zur Diagnose des Diabetes und zur Identifizierung von Personen mit erhöhtem Diabetesrisiko zu verwenden. Und in Deutschland?

Ein besonderer Vorteil der Verwendung des HbA1c-Wertes zur Diabetes-Diagnostik ist, dass dieser in einer einzigen Blutprobe und unabhängig von der Tageszeit bestimmt werden kann. Er verlangt keinen Nüchternzustand der getesteten Person. Individuelle Schwankungen, denen die Plasma-Glukose-Konzentration unterliegt, haben auf den HbA1c-Wert keine Auswirkung.

Allerdings ist notwendig, dass die verwendeten Testverfahren zur HbA1c-Bestimmung nach internationalen Standards zertifiziert sind. Das verlangt auch die ADA in ihren Empfehlungen. Nur so sind diagnostische Aussagen in Bezug auf die angegebenen Grenzwerte zulässig.

Darüber hinaus sind genetische, hämatologische und mit Erkrankungen einhergehende Faktoren bekannt, die das HbA1c beeinflussen. Auch während der Schwangerschaft ist die Verwendung des HbA1c-Wertes zur Diagnose von Gestationsdiabetes ungeeignet. Zudem gibt es Hinweise, dass HbA1c-Spiegel mit steigendem Alter ansteigen. Im Kindes- und Jugendalter sind die vorliegenden epidemiologischen Daten bezüglich des HbA1c sehr begrenzt.

Eine Arbeitsgruppe der Deutschen Diabetes-Gesellschaft hat die Anwendbarkeit des HbA1c-Wertes zur Diagnose des Diabetes geprüft. Trotz der offensichtlichen methodischen Vorteile des HbA1c-Wertes konnte sich die Arbeitsgruppe zum jetzigen Zeitpunkt (noch) nicht entschließen, die ADA-Empfehlung in vollem Ausmaß zu übernehmen.

Aus den vorliegenden Daten lassen sich jedoch mit ausreichender Sicherheit zwei Aussagen ableiten:

(1) Die Spezifität eines HbA1c -Wertes von 6,5% und darüber ist groß genug, um damit die Diagnose Diabetes zu stellen.

(2) Die Sensitivität eines HbA1c–Wertes von unter 5,7% ist groß genug, dass damit der Ausschluss der Diagnose Diabetes möglich ist.

Damit eignet sich das HbA1c als primäres Diagnostikum, um einen Diabetes mit großer Sicherheit auszuschließen und die Diagnose bei einem Teil der Patienten zu stellen. Bei Patienten mit HbA1c zwischen 5,7 und 6,4 empfiehlt die Arbeitsgruppe, den Diabetes und seine Vorstadien durch Messung der Glukose nach herkömmlichen Kriterien zu stellen.

Quelle: Stellungnahme der Deutschen Diabetes Gesellschaft, diabetesDE und des Kompetenznetzes Diabetes mellitus zur Verwendung des HbA1c-Wertes als Biomarker zur Diabetes-Diagnose. September 2010.

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Diabetes Editorial
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