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Diabetesfälle in China dramatisch angestiegen

30.04.2010 Können Sie sich vorstellen, dass es in China mehr Menschen mit Diabetes gibt, als die gesamte Bevölkerung von Deutschland? Das ist in der Tat der Fall, wie jetzt eine große Studie belegt.

In einer repräsentativen Untersuchung aus den Jahren 2007/2008 wurden mehr als 46.000 Menschen im Alter von 20 Jahren und darüber aus verschiedenen Provinzen und Städten Chinas mit dem oralen Glukose-Belastungstest (OGTT) untersucht. Menschen mit einem bekannten Diabetes waren ausgeschlossen.

Die Häufigkeit von bereits bekanntem und neu entdecktem Diabetes mellitus lag bei knapp 10%. Weitere 15,5% hatten eine gestörte Glukosetoleranz. Dies bedeutet, dass es hochgerechnet auf ganz China 92 Millionen Menschen mit Diabetes und weitere 148 Millionen mit einer gestörten Glukosetoleranz gibt. Die Diabeteshäufigkeit nahm mit zunehmendem Alter zu. Im Alter von über 60 Jahren hatten mehr als 20% aller Menschen einen Diabetes. In Städten war die Diabeteshäufigkeit allgemein höher (11,4%), als auf dem Lande (8,2%).

Interpretation: Im Vergleich zu früheren Erhebungen in China aus den Jahren 1980, 1994 und 2000/2001 kam es über diese Zeitspanne hinweg zu einem dramatischen Anstieg des Diabetes, wie auch der Glukosetoleranzstörung, die bekanntermaßen auch mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden ist.

Kommentar: Die vorgelegte Erhebung aus China zeigt, dass die weltweite Diabetesepidemie nicht nur ein Problem der etablierten Industriestaaten darstellt. In der Studie wurden auch die bisher bekannten großen Risikofaktoren für Diabetes bestätigt. Dies sind ein erhöhtes Körpergewicht, höheres Lebensalter, eine sozial niedrigere Stellung bzw. geringere Bildungsstufe. Außerdem zeigte sich auch hier, dass die Diabeteshäufigkeit in Städten viel höher ist als auf dem Lande.

Mit der Zahl von insgesamt 240 Millionen Fällen von Diabetes oder gestörter Glukosetoleranz rollt auch eine riesige Welle von Folgeerkrankungen auf China zu. Das Land wird daher gezwungen sein, so rasch wie möglich ein stringentes Programm zur Prävention des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen aufzulegen.

 

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf

Quelle: W. Yang et al.: Prevalence of diabetes among men and women in China. N Engl J Med 2010; 362: 1090-1101.


Siehe auch
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Heilung des Diabetes im Frühstadium




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