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    DMP für Typ 2 Diabetiker – Stand und Ausblick
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    DMP für Typ 2 Diabetiker – Stand und Ausblick

    Krankheit „managen“ – das ist eine Anforderung, der sich chronisch kranke Menschen Tag für Tag stellen müssen. Diese Anforderung richtet sich aber auch an die betreuenden Ärzte und andere Gesundheitsberufe, damit die „Kette“ notwendiger Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen im Interesse einer langfristig optimalen Versorgungsqualität nicht „abreißt“ und letztlich alle Beteiligten Hand in Hand zusammenwirken. Der Gesetzgeber hat im Jahr 2002 ein spezielles Gesetz zur Einführung von strukturierten Behandlungsprogrammen für chronisch kranke Menschen – so genannte Disease Management Programme (DMP) – verabschiedet. Damit soll sichergestellt werden, dass die hohen und komplexen Anforderungen an eine kontinuierliche, qualitativ hochwertige und gut koordinierte medizinische Behandlung chronisch kranker Menschen stets erfüllt werden.


    Dr. Christian Graf,
    Abteilungsleiter Gesund-
    heits- und Versorgungs-
    management, BARMER
    Ersatzkasse, Wuppertal
    -Barmen
    Strukturierte Behandlungsprogramme sind bislang für die Krankheiten Diabetes Typ 2, Koronare Herzkrankheit und Brustkrebs entwickelt worden. In Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz wird auch das Programm für Menschen mit Typ 1 Diabetes seit kurzem angeboten, in anderen Bundesländern steht der Start kurz bevor. Schließlich werden im kommenden Jahr auch DMP für Atemwegserkrankungen (Asthma und die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD) eingeführt.

    Die Programme zielen auf eine optimale und vorausschauende Therapie dieser Erkrankungen ab, u.a. um schwerwiegende Folgeerkrankungen und Komplikationen möglichst zu vermeiden oder zeitlich hinauszuzögern. So ist etwa der Typ 2 Diabetes eine gut zu beeinflussende Erkrankung – da sind sich die Experten einig. Das

    Behandlungsprogramm Diabetes mellitus Typ 2 zielt folglich darauf ab,

    • diabetesbedingte Beschwerden (wie Durst, Abgeschlagenheit), Symptome, die auf Nervenschäden beruhen und Über- sowie Unterzuckerungen soweit wie möglich zu vermeiden.
    • das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen auf Grund einer gestörten Hirndurchblutung, anderen Gefäßerkrankungen und eine Amputation von Gliedmaßen zu erleiden und an diesen Komplikationen vorzeitig zu sterben, nachhaltig zu reduzieren.
    • zu verhindern, dass durch den Diabetes Komplikationen an Augen und Nieren eintreten. Die schlimmste Beeinträchtigung der Augen ist eine schwere Sehbehinderung oder gar Erblindung. Bei den Nieren ist es ein Nierenversagen, das mittels Dialyse oder Transplantation behandelt werden muss.
    • zu verhindern, dass ein so genanntes diabetisches Fußsyndrom auftritt, bei dem es zu Schäden an den Nerven, Blutgefäßen und/oder Knochen kommt.

    Auch dann, wenn eine Begleit- oder Folgeerkrankung bereits eingetreten ist, gilt es, die Grunderkrankung Diabetes gut zu kontrollieren und einem weiteren Fortschreiten bzw. der Ausbildung weiterer Folgeerkrankungen entgegen zu treten. Dazu ist beispielsweise die engmaschige Kontrolle des Blutdrucks und des Blutzuckers durch den Hausarzt, üblicherweise einmal pro Quartal, sowie die mindestens einmal jährlich durchzuführende sorgfältige Untersuchung der Füße notwendig. Hierbei inspiziert der Hausarzt die Füße und das Schuhwerk und überprüft darüber hinaus die Fußpulse und die Sensibilität. Auch diese Untersuchungsergebnisse werden dokumentiert und ggf. wird umgehend an einen entsprechend spezialisierten Arzt im Programm überwiesen.

    Anhand der Dokumentation wird letztlich der behandelnde Arzt dazu angehalten, „nichts zu übersehen“. Wie eine „Checkliste“ erhalten die Patienten mit jedem Arztbesuch ihre dokumentierten Behandlungsdaten, deren Nutzung sie zuvor mit ihrer Unterschrift bestätigen. Dabei werden die höchsten datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt. Der Vorteil dieser Art von „Checkliste“ ist, dass Qualitätsstandards transparent werden, dass sie regelmäßig eingehalten werden und dass ein Abweichen rechtzeitig erkennbar wird.

    Auf dieser Grundlage „vereinbaren“ Patient und Arzt regelrecht die gemeinsamen Therapieziele. Dazu gehört einerseits, dass der Arzt die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung und der Labortests beurteilt und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation empfiehlt. Andererseits soll auch der Patient beschreiben, was er sich von der Behandlung erwartet und welchen Einsatz er zu bringen bereit und in der Lage sind, um diese Ziele zu erreichen. Ein solches Therapieziel kann zum Beispiel lauten, innerhalb des nächsten halben Jahres drei Kilogramm an Gewicht abzunehmen, das Rauchen einzustellen, den Blutdruck um 20 mmHg zu senken und den Zucker so einzustellen, dass der Nüchternwert üblicherweise unter 7,8 mmol/l (= 140 mg/dl) und der Blutzucker nach dem Essen unter 10 mmol/l (= 180 mg/dl) liegt.

    Eine Voraussetzung ist hierbei natürlich, dass der Patient über seine Möglichkeiten zunächst umfassend informiert wird. Dies geschieht beispielsweise in den angebotenen Patientenschulungen. Dabei gilt, je zielgerichteter, desto besser. So werden in den jetzt vereinbarten Behandlungsprogrammen erstmals auch gezielte Schulungen für Diabetiker, die außerdem einen Bluthochdruck aufweisen, angeboten.

    Ein wesentlicher Beitrag zum Therapieerfolg ist in jedem Fall die Wahrnehmung der regelmäßigen Termine beim behandelnden Arzt, um Probleme rechtzeitig zu erkennen, und Korrekturen in der Behandlung zeitnah vornehmen zu können. In dieser regelmäßigen Teilnahme kann auch ein Schlüssel für dauerhafte Therapietreue und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen liegen. Das kann übrigens auch für ältere und bereits pflegebedürftige Typ 2 Diabetiker sinnvoll und wichtig sein. Auch die Angehörigen oder Pflegepersonen sowie nicht zuletzt der Hausarzt, z.B. im Rahmen seiner regelmäßigen Hausbesuche, können viel dazu beitragen, die Lebensqualität des Betroffenen zu erhalten bzw. zu fördern.

    Dr. Christian Graf, Abteilungsleiter Gesundheits- und Versorgungsmanagement, BARMER Ersatzkasse, Wuppertal-Barmen

    Erstellt: Januar 2006

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