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    Übergewicht bei Kindern wird von den Eltern oft nicht erkannt
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    Übergewicht bei Kindern wird von den Eltern oft nicht erkannt

    (17.06.2005) Bereits in den letzten Wochen haben wir mehrfach über das wachsende Problem von Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen berichtet. Betroffen sind vor allem Industrienationen wie die USA, Deutschland und andere Länder der EU. Wissenschaftler aus Großbritannien haben vor kurzem im Rahmen einer großen Studie (EarlyBird Study) untersucht, wie häufig Eltern ihr eigenes Übergewicht und das ihrer Kinder überhaupt wahrnehmen und in welchem Grad sie darüber besorgt sind.



    Ein großer Teil der Eltern nimmt
    weder ihr eigenes noch das
    Übergewicht ihrer Kinder wahr

    In Großbritannien ist etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig und auch der Anteil adipöser (= stark übergewichtiger) Kinder hat allein in den Jahren zwischen 1984 und 1998 um rund 150 Prozent zugenommen.

    Die Wissenschaftler suchten nach dem Zufallsprinzip 277 gesunde Kinder (Durchschnittsalter: 7,4 Jahre) aus. Die Kinder und ihre Eltern wurden gewogen und einer von drei Gruppen zugeteilt: normal-/untergewichtig, übergewichtig oder adipös (= stark übergewichtig). Als Beurteilungskriterium wurde der BMI (= Body Mass Index) zugrunde gelegt: Erwachsene mit einem BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 waren definitionsgemäß übergewichtig; ein BMI von mehr als 30 kg/m2 wurde als Adipositas eingestuft (zum BMI-Rechner). Die Töchter und Söhne galten als übergewichtig bzw. adipös, wenn ihre Werte oberhalb der 91. bzw. 98. Perzentile der BMI-Referenzkurve von Kindern lagen.

    Vor dem Wiegen füllten die Eltern Fragebögen aus, in denen sie zu ihrem eigenen Gewicht und dem Gewicht ihrer Kinder eine Einschätzung abgeben sollten. Dabei wurden folgende Punkte abgefragt:

    • „Wie schätzen Sie ihr eigenes Gewicht ein?“ (5 vorgegebene Antwortmöglichkeiten von „sehr untergewichtig“ bis „sehr übergewichtig“)
    • „Wie schätzen Sie das Gewicht ihres Kindes ein?“ (5 vorgegebene Antwortmöglichkeiten von „sehr untergewichtig“ bis „sehr übergewichtig“)
    • „Wie besorgt sind Sie um Ihr eigenes Gewicht?“ (Antwortmöglichkeiten von „sehr besorgt über Untergewicht“ bis „sehr besorgt über Übergewicht“).
    • „Wie besorgt sind Sie um das Gewicht Ihres Kindes?“ (Antwortmöglichkeiten von „sehr besorgt über Untergewicht“ bis „sehr besorgt über Übergewicht“).

    Das Ergebnis: Ein großer Anteil der Eltern nahmen weder ihr eigenes noch das Übergewicht ihrer Kinder wahr. In der Gruppe der übergewichtigen und adipösen Eltern schätzten 40 Prozent der Mütter und 45 Prozent der Väter ihr eigenes Gewicht als „ganz in Ordnung“ ein. 27 Prozent der Mütter und 61 Prozent der Väter aus dieser Gruppe machten sich keine Sorgen wegen ihres Gewichts.

    Nur etwa 25 Prozent aller Eltern nahmen Übergewicht bei ihren Kindern wahr. Starkes Übergewicht (= Adipositas) bei den Kindern wurde immerhin von 67 Prozent der Mütter, aber nur von 43 Prozent der Väter erkannt. Vor allem bei den Söhnen wurde das Gewicht oft falsch eingeschätzt. Insgesamt nahmen mehr Mütter als Väter das Gewicht ihrer Kinder richtig wahr.

    Ähnliche Verhältnisse wie in Großbritannien sind auch für andere Länder der EU anzunehmen. Das Problembewusstsein sowohl für das eigene als auch für das Übergewicht ihrer Kinder ist bei vielen Eltern offenbar gering oder gar nicht ausgeprägt: Mittlerweile wird Übergewicht immer häufiger als „Normalzustand“ eingestuft. Eine wichtige Aufgabe ist es daher, noch mehr und umfassender für das Problem Übergewicht und Adipositas zu sensibilisieren: Nur wer um die Gefahr weiß und rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergreift, kann sich vor den drohenden gesundheitlichen Folgen schützen.


    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung

    Quelle:
    Jeffery AN, Voss LD, Metcalf BS et al.: Parents’ awareness of overweight in themselves and their children: cross sectional study within a cohort (EarlyBird 21). BMJ 2005; 330: 23-24

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