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    Kohlenhydrate in der Diabetes-Kost
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    Kohlenhydrate in der Diabetes-Kost

    Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft hat im Jahr 2000 Ernährungsempfehlungen für Diabetiker herausgegeben (Ernährungs-Umschau 47 (2000) 182-186), die im Einklang mit den einschlägigen Empfehlungen der Diabetes and Nutrition Study Group der Europäischen Diabetes-Gesellschaft stehen (Eur J Clin Nutr 54 (2000) 353-355). Beide Statements weisen darauf hin, daß die Kohlenhydratzufuhr - anders als in den Empfehlungen für die Allgemeinbevölkerung - individuellen Bedürfnissen bei unterschiedlicher Stoffwechselsituation von Diabetikern genügen muß.


    Die Kohlenhydratmenge in der Diabeteskost kann 45% bis 60% der täglichen Energiezufuhr betragen. Einige Typ 2 Diabetiker können eine größere Kohlenhydratbelastung nicht gut kompensieren. Für diese Patienten ist der Versuch einer Begrenzung der Kohlenhydratzufuhr auf zirka 45% der täglichen Energie sinnvoll. Ansonsten bietet eine höhere Kohlenhydratzufuhr unter anderem auch den Vorteil einer vorteilhaften Fettbegrenzung. Unter der Voraussetzung, daß kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index und/oder hohem Ballaststoffanteil in der Kost überwiegen, ist kaum mit nachteiligen Stoffwechseleffekten einer Kohlenhydrataufnahme von 50-60% der Gesamtenergie bei Diabetikern zu rechnen. Häufig profitieren übergewichtige Patienten von der sättigungsfördernden Wirkung einer kohlenhydrat- und ballaststoffreichen Kost.

    Allerdings ist festzuhalten, daß derzeit die Ernährungsgewohnheiten vieler Diabetiker in Deutschland nicht einmal an die untere Bandbreite der empfohlenen Zufuhrmengen für Kohlenhydrate heranreichen und stattdessen sehr fettreich essen. Die Empfehlung für die Fettaufnahme von Diabetikern lautet: 25-35% der Gesamtenergie. Hierbei sind jedoch - wie bei den Kohlenhydratmengen - die spezifischen Bedürfnisse des einzelnen Diabetikers zu berücksichtigen, die u.U. sowohl individuelle Empfehlungen für die Fettmenge als auch für die Fettmodifikation mit dem Schwerpunkt einerhöheren Zufuhr von einfach ungesättigten Fettsäuren erforderlich machen.

    Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Getreideprodukte sind Quellen für Kohlenhydrate, die von Diabetikern bevorzugt verzehrt werden sollen. Diese Lebensmittel sind gleichzeitig reich an Ballaststoffen, haben überwiegend einen niedrigen glykämischen Index und liefern auch wichtige Vitamine und Spurenelemente.

    Eine moderate Aufnahme von Haushaltszucker (Saccharose) bis zu 10% der täglichen Energiezufuhr (zirka 30-50g pro Tag) ist bei Typ 1 und Typ 2 Diabetikern möglich. Getränke mit hohem Glukosegehalt, die zur Behandlung einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) geeignet sind, sollten jedoch in der täglichen Kost von Diabetikern gemieden werden. Energiefreie Süßstoffe in Getränken können sinnvoll sein. Die Verwendung energiehaltiger Zuckeraustauschstoffe (Zuckeralkohole und Fruchtzucker) wird dem Diabetiker nicht empfohlen (Statement der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Diabetologie-Informationen Heft 4 (1999) 314-316).

    Zum praktischen Umgang mit Kohlenhydrataustauscheinheiten (BE, KHE, KE) hat der Ausschuß Ernährung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft 1993 Stellung genommen (Diabetologie-Informationen Heft 2 (1993) 109). Dabei wurde herausgestellt, daß Kohlenhydrataustauscheinheiten nur Sinn für die Minorität der Insulin-behandelten Diabetiker machen und Schätzeinheiten mit 10 bis 12 Gramm Kohlenhydraten zur praktischen Orientierung dienen können (z.B.: KH-Tabelle, Kirchheim Verlag Mainz 2000).

    Die zeitliche und mengenmäßige Verteilung der kohlenhydrathaltigen Speisen ergibt sich aus den Vorlieben und Gewohnheiten des Diabetikers, jedoch müssen auch die therapeutischen Erfordernisse des Einzelnen und das jeweilige Therapieregime Berücksichtigung finden. Die Diabetesdiät, die für jeden Diabetiker angeboten werden könnte und für jeden Patienten Gültigkeit hätte, existiert nicht. Die Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus müssen an die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Diabetikers individuell adaptiert werden. Der Bedarf des Einzelnen kann sich im Verlauf der Erkrankung ändern und bedarf dann der erneuten Empfehlung und Anpassung.


    Dr. med. Monika Toeller, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düesseldorf, Okt. 2001

    Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. Scherbaum

    Erstellt: Juni 2002

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