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Aspirin zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt und Herzversagen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mit diabetischer Nierenschädigung?

28.09.2016 Aspirin (ASS) hat sich bei Patienten nach Herzinfarkt und Schlaganfall als äußerst wirksam erwiesen, um weiteren Ereignissen vorzubeugen. Wie wirksam ist ASS zur generellen Vorbeugung gegen solche Ereignisse bei Typ-2-Diabetes mit Nierenerkrankung?

Aspirin (Acetylsalicylsäure, ASS) ist bei Patienten mit durchgemachtem Herzinfarkt, Herzschwächeoder Schlaganfall zur Vermeidung weiterer Ereignisse (Sekundärprävention) sehr wirksam. Wenn kein kardiovaskuläres Ereignis vorausgegangen ist (zur Primärprävention) hat sich Aspirin in großen randomisierten Studien nicht als vorteilhaft erwiesen.

In der Fachwelt wird der Diabetes, insbesondere mit Nierenbeteiligung, als Äquivalent für eine Herzkranzgefäßerkrankung angesehen. Daher wurden nun in einer prospektiven multizentrischen Studie 564 Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne vorbekannte Herzkranzgefäßerkrankung oder Herzschwäche (mittleres Alter: 64,7 Jahre, mittlerer HbA1c-Wert: 7,4%) untersucht. Alle hatten eine mäßig bis mittelgradig eingeschränkte Nierenfunktion (mittlere eGFR: 66 ml/min). 242 Patienten bekamen 100 mg ASS pro Tag, 322 bekamen kein ASS.

Ergebnis: In einer Beobachtungszeit von 8 Jahren trat bei 49 der ASS-behandelten und 52 der nicht mit ASS behandelten Patienten ein kardiovaskuläres Ereignis. Bei 22 der mit ASS behandelten und bei 20 der nicht mit ASS behandelten Patienten war dies ein tödliches und bei 27 (ASS) bzw. 32 (Nicht-ASS) ein nicht-tödliches Ereignis. Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant. ASS hatte sogar nachteilige Effekte.

 

Kommentar: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und diabetischer Nierenerkrankung hilft die Gabe von Aspirin nicht, um Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall und/oder Herztod vorzubeugen. Ähnliche Ergebnisse waren bereits in anderen Studien erhoben worden (Belch et al. 2008, De Gaetano et al 2008). Bei unbestrittener Wirksamkeit von ASS bei der Sekundärprävention ist mit den Ergebnissen dieser Studien m.E. die immer noch weit verbreitete Anwendung von Aspirin zur Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse vom Tisch.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen: Sasso FC et al.: Lack of effect of aspirin in primary CV prevention in type 2 diabetic patients with nephropathy: results from 8 years follow-up of NID-2 study. Acta Diabetol 2015; 52:239-247.

Belch J et al.: The prevention of progression of arterial disease and diabetes POPADAD) trial: factorial randomised placebo controled trial of aspirin and antioxidantsin patients with diabetes and asymptomatic peripheral arterial disease. BMJ 2008; 337:a1840

De Gaetano G et al.: Low-dose aspirin and vitamin E in people at cardiovascular risk: a randomised trial in general practice. Collaborative Group oft he Primary Prevention Project. Lancet 2001; 357:89-95.

 

Siehe auch:

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