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Glukagon als Nasenspray zur Behebung schwerer Unterzuckerungen

18.05.2016 Patienten mit schweren Unterzuckerungen brauchen bisher eine intramuskuläre Spritze zu deren Behebung. Nun ist Erleichterung durch einen Nasenspray in Sicht.

Die Behandlung von schweren Unterzuckerungen außerhalb des Krankenhauses wird dadurch erschwert, daß das Glukagon für eine intramuskuläre Spritze (i.m.) zunächst mit Pulver und Lösung aufbereitet werden muss. Das ist umständlich, für viele Hilfspersonen schwierig und kostet vor allem wertvolle Zeit, bevor die Hypoglykämie behoben ist.

In einer Studie bei 48 Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes (Alter: 4-17 Jahre) wurde nun ein Glukagon-Nasenspray erprobt. Nach einer absichtlich herbeigeführten Absenkung des Blutzuckers auf Tiefwerte zwischen 67 und 75 mg/d [3,7 – 4,2 mmol/l] wurde bei einem ersten Versuch Glukagon i.m. und bei einem zweiten oder auch dritten Versuch (an einem anderen Tag) der Nasenspray verabreicht.

Bei allen Probanden, die Glukagon i.m. bekommen hatten und bei 58 von 59, die den Nasenspray bekommen hatten, stieg der Blutzucker innerhalb von 20 Minuten um mindestens 25 mg/dl [1,4 mmol/l] an. Die Dauer bis zum Blutzuckergipfel war mit beiden Prozeduren nicht unterschiedlich. Bei 67% der Probanden trat nach der Spritze und bei 47% nach der Verabreichung des Sprays vorübergehend ein leichter Brechreiz auf.

Kommentar: Patienten mit Typ-1-Diabetes und hier vor allem Kinder und Jugendliche haben ein hohes Risiko, unter der Insulintherapie schwere Unterzuckerungen zu erleiden, bei denen Fremdhilfe erforderlich ist und wo bei Bewusstlosigkeit kein Traubenzucker oder Fruchtsaft mehr eingeflößt werden kann. Durch Verabreichung von Glukagon wird Glukose aus den Glykogenspeichern der Leber freigesetzt und der Blutzucker steigt vorübergehend an. Leider ist die Mischung und Verabreichung von Glukagon als Spritze umständlich und zeitraubend.

Die hier vorgestellte Studie zeigt, dass eine einzige Dosis von 3 mg Glukagon, als Nasenspray verabreicht, praktisch genauso wirksam ist wie die Injektion von 1 mg Glukagon als i.m. Spritze. Es ist zu erwarten, dass nun weitere Studien für die Zulassung folgen werden und dass dann der Glukagon-Nasenspray die Spritze für die ambulante Notfallbehandlung schwerer Hypoglykämien weitgehend ablösen wird.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen: Sherr JL er al.: Glucagon nasal powder: a promising alternative to intramuscular glucagon in youth with tape 1 diabetes. Published online before print February 16, Diabetes Care 2016.

Siehe auch:

Unterzuckerung gefährdet die Durchblutung der Herzkranzgefäße
Wie gefährlich ist eine Unterzuckerung bei Diabetes?

 


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