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Vermeidung nächtlicher Unterzuckerungen mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse

17.05.2013 Bei der Behandlung im Krankenhaus können mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse Unterzuckerungen vermieden werden. Nun wurde erstmals gezeigt, dass dies auch unter den Bedingungen eines Diabetes-Camps möglich ist.

In einer multi-zentrischen, multi-nationalen Studie wurde die kurzfristige Wirksamkeit und Sicherheit der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic geprüft. In einem sogenannten randomisierten Cross-Over-Design wurden 56 Patienten mit Typ-1-Diabetes im Alter von 10 bis 18 Jahren in einem Diabetes-Camp behandelt. Die eine Hälfte erhielt in der ersten Nacht eine künstliche Bauchspeicheldrüse und in der zweiten Nacht (Kontrolle) eine Insulinpumpe, die durch einen Glukose-Sensor getriggert wurde. Dann folgten zwei Nächte in der umgekehrten Reihenfolge.

Ergebnis: Der mittlere nächtliche  Blutzuckerspiegel lag mit dem künstlichen Pankreas bei 126 mg/dl, mit der Insulinpumpe bei 140 mg/dl. In den Nächten, in denen die künstliche Bauchspeicheldrüse verwendet wurde, gab es im Durchschnitt 7 Unterzuckerungen (mit Blutglukosespiegel unter 63 mg/dl), während mit der Sensor-getriggerten Insulinpumpe mit 22 Unterzuckerungen signifikant mehr solcher Ereignisse auftraten. Schwere Hypoglykämien wurden nicht beobachtet.

Kommentar: Die hier verwendete künstliche Bauchspeicheldrüse ist auch beim Einsatz in einem Diabetes-Camp wirksam. Sie ist auch sicherer als eine Insulinpumpe, selbst wenn diese mit einem Glukose-getriggerten Sensor gekoppelt war, der bei Blutzuckerabfall abschaltet.

Dies ist eine gute Nachricht, weil Unterzuckerungen beim Typ-1-Diabetes die größte Einschränkung für eine normnahe Blutzuckereinstellung darstellen und gerade Kinder und Jugendliche mit ihren täglich stark wechselnden körperlichen Aktivitäten besonders gefährdet sind.

Dass die hier getestete künstliche Bauchspeicheldrüse nicht nur im Krankenkaus, sondern auch unter etwas gröberen Bedingungen wie in einem Diabetes-Camp funktioniert, ist eine weitere gute Nachricht die hoffen lässt, dass dieses System bald auch in besonderen Situationen im Alltag eingesetzt werden kann.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: M Phillip et al.: Nocturnal glucose control with an artificial pancreas at a diabetes camp. N Engl J Med 2013; 368:824-833

 

Siehe auch:

Hypoglykämien bei Diabetes-Patienten im Krankenhaus?
Unterzuckerung gefährdet die Durchblutung der Herzkranzgefäße



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