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Blutdruck-Medikamente besser abends einnehmen?

01.03.2011 Die meisten Menschen nehmen Ihre Blutdruck-Medikamente aus praktikablen Gründen am Morgen einmalig ein. Dies ist wahrscheinlich nicht günstig.

Die Frage, ob eine Einnahme von Blutdruck-Medikamenten morgens oder abends günstiger ist, wurde von einer spanischen Arbeitsgruppe untersucht. Mehr als 21.000 Bluthochdruck-Patienten wurden in 2 gleich große Gruppen eingeteilt, bei denen die Einen ihre antihypertensive Medikation morgens und die Anderen abends vor dem zu Bett gehen einnehmen sollten. Die Patienten wurden über 5,6 Jahre hinweg untersucht, indem wiederholt ein Blutdruck-Monitoring über 48 Stunden durchgeführt wurde und in jährlichen Abständen kardiovaskuläre Ereignisse erfasst wurden.

Die 48-Stunden-Mittelwerte unterschieden sich in beiden Gruppen nicht wesentlich. Patienten, die ihre Medikamente abends einnahmen, hatten während der Nacht einen signifikant niedrigeren Blutdruck; und auch der gewünschte nächtliche Blutdruck-Abfall (ein sogenannter Dip gegenüber den Tageswerten) trat häufiger auf. Bei diesen Patienten traten auch deutlich weniger kardiovaskuläre Ereignisse auf, als in der Morgen-Gruppe.  Diese Effekte waren vorhanden unabhängig vom Alter, Geschlecht und der Begleitdiagnose Diabetes. Nächtliche Phasen von Hypotension (zu niedrigem Blutdruck) traten dabei nicht gehäuft auf.

Die Autoren der Studie folgern aus den Ergebnissen, dass eine abendliche Einnahme der Blutdruck-Medikamente einen signifikant günstigeren Effekt auf die Blutdruck-Einstellung bewirkt. Die abendliche Einnahme der Blutdruckmittel ist zudem mit besseren Langzeit-Ergebnissen bezüglich Schlaganfall, Herzinfarkt und kardiovaskulären Todesfällen verbunden.

Kommentar: Bisher ist es allgemein üblich, die Blutdruck-Medikamente überwiegend morgens einzunehmen. Die Ergebnisse der hier vorgestellten, großen kontrollierten Studie weisen darauf hin, dass die Einnahme vor dem zu Bett gehen am Abend günstiger ist. Auch andere, kleinere Studien und retrospektive Analysen weisen in diese Richtung. Bisher ist der Einnahmezeitpunkt von Antihypertensiva in den Leitlinien der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften kaum thematisiert worden. Dies muss nun erneut diskutiert werden, mit dem Ziel, klare Handlungsanweisungen auch zum Einnahmezeitpunkt dieser Medikamente zu erarbeiten.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Hermida, RC, Ayala, DE, Mojon, A, Fernandez, JR. Influence of circadian time of hypertension treatment on cardiovascular risk: results of the MAPEC study. Chronobiol Int 2010 27: 1629-1651.

 

Siehe auch:

Blutdruck-Spitzen deuten auf ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko hin
Postprandiale Hyperglykämie bei gestörter nächtlicher Blutdruckabsenkung

 


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