Diabetes Deutschland

News

Wie gut können Hausärzte einen Typ 2 Diabetes behandeln?

10.12.2010 Der Diabetes, speziell auch der Typ 2 Diabetes, kann schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Wie können diese vermieden werden? Welche Rolle spielen die Hausärzte bei der Früherkennung und der Behandlung? Bei der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft wurden dazu neue Daten präsentiert.

An der ADDITION – Studie waren Hausärzte aus Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden beteiligt. Dabei ging es um die Frage, ob durch eine früh einsetzende multifaktorielle Therapie beim Typ 2 Diabetes die Häufigkeit schwerer makrovaskulärer Komplikationen (kardiovaskulär bedingte Todesfälle, nicht-tödliche Herzinfarkte, Schlaganfälle, Revaskularisationen, Amputationen) über eine Beobachtungszeit von 5 Jahre hinweg reduziert werden können.

342 von 1.312 angeschriebenen Hausärzten (29%) waren bereit mitzumachen. Die Hausärzte verpflichteten sich zunächst, Risikopatienten zu sichten: mittels einer systematischen Durchsicht ihrer Patientenkartei, durch Diabetes-Risikofragebögen oder durch eine Bestimmung des Nüchternblutzuckers. Bei gefährdeten Personen wurde zweimal der orale Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt. Dann erfolgte entweder eine Behandlung von Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten nach den nationalen Leitlinien der Fachgesellschaften oder eine intensivere Behandlung, bei der bessere HbA1c-, Blutdruck- und Cholesterinwerte angestrebt wurden.

156 Praxen sollten eine Standardbehandlung und 161 Praxen eine intensive Behandlung durchführen. In die nach Leitlinien behandelte Gruppe wurden 1.379 Patienten und in die intensiv behandelte Gruppe 1.678 Patienten aufgenommen. Die Ausgangslage der Patienten in der Standardgruppe und in der Intensivgruppe war sehr ähnlich: Mittleres Alter: 59 / 59 Jahre, mittlerer Body-Mass-Index: 32 / 32%, HbA1c: 6,6 / 6,5%, mittlerer systolischer Blutdruck: 149 / 148 mmHg.

Nach durchschnittlich 5,3 Jahren zeigte sich zwischen den intensiv eingestellten und den nach Leitlinien behandelten Patienten eine Risikoreduktion für schwere Ereignisse von 17%. Dieser Unterschied wurde erstmals nach 4 Jahren sichtbar. In beiden Gruppen traten aber erstaunlich wenig schwere Komplikationen auf.

Kommentar: Die Studie zeigt, dass es sehr wichtig ist, Patienten mit Diabetes früh zu erkennen und einer adäquaten Behandlung zuzuführen, die auf alle Risikofaktoren des Metabolischen Syndroms abzielt. Eine Behandlung nach gültigen Leitlinien ist dabei offenbar hoch effektiv. Durch eine noch bessere Einstellung von Blutzucker, Blutdruck und Lipiden kann nur wenig mehr erreicht werden.

Allerdings muss betont werden, dass die in die Studie eingeschlossenen Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit keine leitliniengerechte Therapie bekommen hätten, wenn sie nicht über den Diabetes als Risikogruppe identifiziert worden wären. Dies ist ein weiteres Argument für Screening-Maßnahmen zur Früherkennung und damit auch zur Frühbehandlung des Diabetes und seiner Begleiterkrankungen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: EDEG-PCRD Symposium: Benefits of early intensive multifactorial therapy in type 2 diabetes. P. Gaede: The effectiveness of early treatment of type 2 diabetes. T. Lauritzen: The origins and design of the ADDITION study. SJ Griffith The results of the ADDITION study. WH Herman: Implications of the ADDITION study fort he early treatment of diabetes and screening. 46th Annual Meeting of the European Association fort he Study of Diabetes, EASD. September 2010.

 

Siehe auch:

Neues zur Prävention von Beinarterienverschlüssen beim Diabetes
Normnahe Blutzuckereinstellung verhindert Polyneuropathie
Kurzfristige Blutzuckereinstellung mit Insulin bringt Stoffwechsel beim Typ 2 Diabetes wieder ins Lot

 

Diabetes Editorial
Diabetes Editorial