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Brauchen Diabetiker Diätprodukte?

21.09.2010 In Supermärkten, Drogerien und Reformhäusern werden zahlreiche Lebensmittel angeboten, die Menschen mit Diabetes Genuss versprechen. Doch diese speziellen Marmeladen, Kekse oder Aufstriche für Diabetiker entsprechen in ihrer Zusammensetzung nicht mehr den aktuellen Ernährungsempfehlungen. Nicht selten enthalten Diabetikerprodukte mehr Fett und Kalorien als die normale Variante.

Die Folge ist, dass die Patientinnen und Patienten zu viele Kalorien zu sich nehmen. Die daraus folgende Gewichtszunahme verschlechtert ihre Stoffwechseleinstellung. Außerdem verleitet die Aufschrift "Diät" zu der falschen Annahme, man könne mehr davon essen als von anderen Nahrungsmitteln.

Viele Diabetikerprodukte sind mit dem Fruchtzucker "Fructose" gesüßt. Essen Diabetiker zu viel davon, kann das zu einer Verschlechterung ihres Stoffwechsels führen. Besondere Lebensmittel für Diabetiker wie zum Beispiel bestimmte Kuchen, Fruchtsäfte und Biere sind daher überflüssig. Sie sind zu fett, zu kalorienreich und zu teuer.

Die früher übliche Deklaration von Broteinheiten (BE), also der Kohlenhydratmenge von Lebensmitteln, wird nicht mehr als hilfreich angesehen. Denn Menschen mit Diabetes haben nicht nur einen gestörten Zuckerhaushalt, sondern auch der Fett- und Eiweißstoffwechsel ist beeinträchtigt.

Der Ausschuss des Bundesrats für Agrarpolitik und Verbraucherschutz hat nun die „Sechzehnte Verordnung zur Änderung der Diätverordnung“ beschlossen. Dass der Gesundheitsausschuss und das Plenum des Bundesrats der Entscheidung folgen werden, gilt als sicher.

Lebensmittel dürfen nach Inkrafttreten der Novelle nicht mehr als für Diabetiker geeignet gekennzeichnet und in den Verkehr gebracht werden. Dabei wird es wahrscheinlich Übergangsfristen geben, um den Lebensmittelfirmen die notwendigen Umstellungen ihres Angebots zu ermöglichen.

Kommentar: Personen mit "Diabetes mellitus" brauchen keine speziellen diätetischen Lebensmittel. Die Experten der wissenschaftlichen Fachgesellschaften empfehlen, sich wie die Allgemeinbevölkerung zu ernähren. Das bedeutet: wenig Alkohol zu trinken, nicht zu viel Zucker zu sich zu nehmen und nicht zu fett zu essen.

Schokolade, Chips, Wurst und Käse sind nur in Maßen empfehlenswert. Dafür sollten aber täglich Obst, Salat, Gemüse und fettarme Milchprodukte auf den Tisch kommen. Beim Kochen kann Butter durch Öl ersetzt werden. Viele Ballaststoffe wie Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte gehören mit auf den Speiseplan.
Auf vielen Lebensmitteln fehlten nach wie vor genaue Angaben über den Gehalt an Eiweiß, Zucker, Fetten, Salzen und Ballaststoffen, zum Brennwert oder zur Gesamtmenge an Kohlenhydraten pro 100 Gramm. Nur damit ist es für Menschen mit Diabetes möglich, ihr Insulin korrekt zu dosieren und ihre Ernährung zuverlässig zu planen.

Quellen:
Bundesinstitut für Risikobewertung – Stellungnahme Oktober 2009  
Bundesregierung – Magazin für Verbraucher: Nr. 010 (02/2010)

Siehe auch:

Wie kann man trotz Essen sein Fett loswerden?
Gewichtsabnahme: Welche Maßnahmen sind wirksam?

Low carb-Ernährung bei Diabetes?
Fragen an Frau Dr. Toeller zur Ernährung bei Diabetes

Diabetes Editorial
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