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Zu den Ursachen von Typ 1 Diabetes und Zöliakie

06.02.2009 Typ 1 Diabetes und Zöliakie sind beides Autoimmunerkrankungen – und nicht nur das, sie treten auch gehäuft zusammen auf: Typ 1 Diabetiker entwickeln öfter als andere Menschen eine Zöliakie und umgekehrt Wissenschaftler aus Großbritannien haben daher nach erblich bedingten Gemeinsamkeiten gesucht und sind fündig geworden. Es wurden mehrere Gene identifiziert, die das Risiko erhöhen, sowohl an Zöliakie als auch an Typ 1 Diabetes zu erkranken. Die Ergebnisse veröffentliche vor kurzem die renommierte Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“.

Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung des Dünndarms, die zu einem Verlust von Dünndarmschleimhaut führt. Eine Folge sind Verdauungsstörungen: Die nicht mehr ausreichend aufgenommene Nahrungsbestandteile können zu Durchfall, Blähungen und anderen Beschwerden führen. Während beim Typ 1 Diabetes weiterhin nach den Ursachen geforscht wird, ist der Auslöser der Zöliakie bekannt. Verantwortlich ist das im Getreide enthaltene Eiweiß Gluten, das bei empfänglichen Personen zu autoimmunen Reaktionen an der Dünndarmschleimhaut führt. Ernährt sich der oder die Betroffene glutenfrei, kann sich die Dünndarmschleimhaut erholen und die Beschwerden verschwinden.

Eine Arbeitsgruppe um Deborah Smyth von der Universität Cambridge ist der Frage nachgegangen, ob es gemeinsame erbliche Anlagen für Typ 1 Diabetes und Zöliakie gibt. Hierfür werteten die Wissenschaftler Befunde aus genomweiten Assoziationsstudien aus, in denen man Risikogene für die eine oder andere Erkrankung bestimmt hatte. Insgesamt wurden die Daten von 8.064 Patienten mit Typ 1 Diabetes, von 2.560 Patienten mit Zöliakie und von 9.339 Kontrollen in die Analyse aufgenommen. Es zeigte sich, dass einige der identifizierten Risikogene tatsächlich mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit sowohl für Typ 1 Diabetes als auch für Zöliakie einhergingen. Dabei wurden 21 Risikogene für den Typ 1 Diabetes und 11 für die Zöliakie dokumentiert. Hiervon beeinflussten 7 Risikogene gemeinsam beide Erkrankungen.

FAZIT: Bei der erblichen Veranlagung für Typ 1 Diabetes und Zöliakie gibt es eine gemeinsame „genetische Schnittmenge“. Dies erklärt, warum beide Erkrankungen gehäuft zusammen auftreten. Ein weiterer interessanter Punkt vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist folgende Frage: Spielt eine Intoleranz gegenüber bestimmten Nahrungsbestandteilen – ähnlich wie bei der Zöliakie – möglicherweise auch eine Rolle bei der Entstehung des Typ 1 Diabetes? Auf weitere Forschungsarbeiten und -ergebnisse zu diesem Thema darf man auf jeden Fall gespannt sein.

Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de

Quelle: Smyth DJ, Plagnol V, Walker NM et al. Shared and distinct genetic variants in type 1 diabetes and celiac disease. N Engl J Med 2008; 359: 2767-77

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