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Schwerpunkt: Endokrinologie / Diabetologie

Insulintherapie


Definition:
Als Insulintherapie wird Behandlung mit Insulin zur Verbesserung der Blutzuckereinstellung bei verschiedenen Formen des Diabetes mellitus bezeichnet. Dafür kommen unterschiedliche Arten von Insulin zum Einsatz.

Arten von Insulin
Es gibt Humaninsulin, Rinderinsulin und Schweineinsulin. Heute wird in Deutschland fast nur noch Humaninsulin verwendet.
Humaninsulin wird überwiegend gentechnologisch hergestellt. Die Wirkungsdauer von Insulin kann durch Protaminsulfat (NPH-Insuline), Zink- oder Surfenzusatz verlängert werden. Durch Modifikation des Insulinmoleküls kann ferner der Wirkungseintritt und die Wirkdauer verkürzt oder verlängert werden (Insulinanaloga).

Kurz wirksame Insuline
Dies sind entweder Normalinsulin (Synonym: Altinsulin) oder ultrakurz und ultraschnell wirksame Insulinanaloga. Normalinsulin ist bei subkutaner Gabe über 4-6 Stunden wirksam, so dass Zwischenmahlzeiten erforderlich sind, um Hypoglykämien zu vermeiden. Als Normalinsulin wird heute in Deutschland fast ausschließlich Humaninsulin und nur noch selten Schweineinsulin verwendet.
Bei ultraschnell wirksamen Insulinanaloga in der Insulintherapie tritt der Effekt auch bei subkutaner Gabe rasch ein, so dass i.d.R. kein Spritz-Ess-Abstand eingehalten werden muss. Die Wirkung hält nur 2-3 Stunden an, so dass i.d.R. keine Zwischenmahlzeiten erforderlich sind.

Mittellang und langwirksame Insuline
Langwirksame Insuline werden unterschieden nach mittellanger Wirkdauer (NPH-Insulin: Wirkdauer 8-12 Stunden, je nach verabreichter Dosis; Wirkungsmaximum 4-6 Stunden) und lang wirksamen Insulin-Analoga mit sehr langer Wirkdauer (16-24 Stunden). Die lang wirksamen Insulinanaloga spritzt man in der Regel morgens und/oder vor dem Schlafengehen. Die Dosis wird so eingestellt, dass die Nüchtern-Blutzuckerspiegel in den Zielbereich kommen.

Verabreichung des Insulins
Insulin wird entweder mit einer Spritze oder einem sog. Pen subkutan (übliche Therapie), oder mit einer sog. Insulin-Infusionspumpe subkutan, intravenös (meist unter intensivmedizinischen Bedingungen) oder intraperitoneal (für manche Patienten mit speziellen Insulin-Infusionspumpen) verabreicht.

Formen der Insulintherapie
a) Intensivierte Insulintherapie (ICT).
Die ICT ist der Goldstandard für die Therapie des Typ 1 Diabetes. Dabei wird für die Abdeckung des basalen Insulinbedarfs langwirksames Insulin 2 bis 3 x pro Tag gegeben (langwirksame Insulinanaloga nur 1 bis 2 x pro Tag). Zusätzlich spritzt man vor den Hauptmahlzeiten kurzwirksames Insulin. Die intensivste Form der ICT ist die kontinuierliche subkutane Insulininfusion mit Pumpen.

b) Konventionelle Insulintherapie.
Dabei wird Mischinsulin (schnellwirksames Insulin plus mittellang wirksames Insulin) in einer Spritze oder in einem Pen gemischt subkutan injiziert, und zwar i.d.R. vor dem Frühstück und vor dem Abendessen.

c) Kombinationstherapie von Insulin und oralen Antidiabetika (OAD).
Bei dieser Form der Insulintherapie wird i.d.R. 1-mal täglich ein mittellang oder lang wirksames Insulin gespritzt. Als OAD verabreicht man Metformin oder ein anderes orales Antidiabetikum, und zwar in einer Dosis, die auch in der Monotherapie üblich ist.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Modifikationen und Sonderformen dieser o.g. Therapien.

Schulung
Eine eingehende Schulung der Betroffenen ist bei jeder Insulintherapie erforderlich. Wichtig ist u.a. das Erlernen der Ernährungsregeln, der richtigen Insulin-Injektionstechnik, der Blutzucker-Selbstmessung und Dosisanpassung von Insulin, das Erkennung der Zeichen einer Hypoglykämie und das Vermeiden und Behandeln von Unterzuckerungen.

Autor:  Professor Dr. med. W.A. Scherbaum
Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie
des Universitätsklinikums Düsseldorf

Quelle: www.insulintherapie.org