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Expertenkommentar

zum Beitrag  „Das Fettgewebshormon Leptin steuert das Essverhalten nach Gewichtsabnahme“ vom 20. März 2009

Unser Experte:
Herr Prof. Dr. med. Werner Scherbaum

Scherbaum

 

Die derzeitigen pharmakologischen Therapien zur Gewichtsabnahme basieren auf einer Erhöhung des Energieverbrauchs oder einer Verminderung der Energiezufuhr, die dann zu einer neuen Balance von Energiezufuhr und Energieverbrauch auf einem niedrigeren Niveau führen sollen.

Die Realität sieht aber anders aus: Die Gewichtsabnahme verursacht eine Entkopplung dieser Balance: Es kommt zu einer Zunahme von Hunger und zu einer vermehrten Nahrungszufuhr sowie einer Abnahme des Energieverbrauchs, so dass daraus nicht eine Erhaltung des reduzierten Körpergewichts, sondern eine erneute Gewichtszunahme resultiert. Bei diesem archaischen Prozess, mit dem sich der Körper gegen einen Verlust des eigentlich lebenswichtigen Energiespeichers Körperfett wehrt, spielt das von den Fettzellen abgegebene Hormon Leptin eine entscheidende Rolle.

Der Hypothalamus ist eine multifunktionale Hirnregion und er ist quasi die Schaltzentrale für die Steuerung von Stoffwechselvorgängen und des Energiehaushalts. Der Hypothalamus nimmt hormonelle und nervale Reize aus dem Körper auf und überträgt sie in verschiedene Hirnregionen und umgekehrt steuert er die Aktivität der Hypophysen-Hormone, den übergeordneten Steuerhormonen des Körpers. Der Hypothalamus beeinflusst u.a. die Nahrungsaufnahme, Hunger und Sättigung. Ein angeborener Mangel an Leptin führt beim Menschen zu einer schweren Fresssucht und Fettsucht, die durch eine Gabe von Leptin erfolgreich behandelt werden kann. Diese Form der Fettsucht ist zwar sehr selten, sie zeigt aber die wichtige Rolle des Hormons Leptin bei der Gewichtsregulation.

Rosenbaum und Kollegen haben in ihrer Arbeit mittels der funktionellen Kernspinuntersuchung eindrucksvoll gezeigt, dass Leptin verschiedene Hirnregionen, insbesondere im Hypothalamus und im limbischen System beeinflusst. Probanden, denen Leptin verabreicht wurde, konnten ihr einmal reduziertes Körpergewicht halten. Dies kann bisher jedoch noch nicht als Therapie eingesetzt werden, weil die Substanz Leptin sehr teuer ist und täglich eine große Menge davon gespritzt werden müsste, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Dennoch wird dieses Therapieprinzip weiter verfolgt.

 

Prof. Dr. med. W. Scherbaum ist Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, National WHO Collaborating Center for Diabetes,  European Training Center in Endocrinology and Metabolism, am Universitätsklinikum Düsseldorf  und
Vorsitzender der Kommission Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft

 

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