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Schwerpunkt: Endokrinologie / Diabetologie

Diabetes mellitus Typ 2


Der Diabetes mellitus Typ 2 (Typ 2 Diabetes) ist gekennzeichnet durch eine chronische Hyperglykämie und eine Insulinresistenz, verbunden mit einer gestörten Insulinsekretion. Zu Beginn der Erkrankung ist eine deutliche körpereigene Insulinsekretion nachweisbar. Manifestationsfaktoren sind insbesondere Übergewicht, fettreiche Kost, körperliche Inaktivität und ein höheres Lebensalter.

Ko-Morbiditäten des Typ 2 Diabetes
Häufige Ko-Morbiditäten des Typ 2 Diabetes sind Adipositas/Übergewicht, arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen (Hypertriglyzeridämie, niedriges HDL-Cholesterin, erhöhtes LDL-Cholesterin), Hyperurikämie und eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes sowie eine erhöhte Aggregationsbereitschaft der Blutplättchen (Thrombozyten). Die Konstellation von Insulinresistenz, Hyperinsulinämie, pathologische Glukosetoleranz bzw. Typ 2 Diabetes, arterielle Hypertonie, Dyslipoproteinämie und Adipositas (mit stammbetonter Fettverteilung) wird als Metabolisches Syndrom bezeichnet.

Langzeitfolgen des Typ 2 Diabetes
Mögliche Langzeitfolgen des Diabetes mellitus Typ 2 (Typ 2 Diabetes) sind eine Mikroangiopathie mit Veränderungen an Augen (diabetische Retinopathie, die bis zur Erblindung führen kann), Nieren (diabetische Nephropathie, die bis zum Nierenversagen führen kann), Nerven (diabetische Neuropathie), und eine Makroangiopathie mit koronarer Herzkrankheit (mögliche Folge: Herzinfarkt), Herzinsuffizienz und zerebralen Durchblutungsstörungen (mögliche Folge: Schlaganfall).

Stoffwechselentgleisungen beim Typ 2 Diabetes
Schwerste Stoffwechselentgleisung beim Typ 2 Diabetes ist das hyperosmolare Koma, selten auch ein ketoazidotisches Koma. Therapiebedingt sind beim Typ 2 Diabetes Hypoglykämien (Unterzuckerungen) möglich, die inschweren Fällen zu einem Bewußtseinsverlust (hypoglykämischer Schock) und auch zum Tode führen können.

Epidemiologie des Diabetes mellitus Typ 2 (Typ 2 Diabetes)
In Deutschland haben etwa 6% der Bevölkerung einen Typ 2 Diabetes.

Vererblichkeit
Das Risiko für einen Typ 2 Diabetes ist stark vererblich. Wenn ein eineiiger Zwilling diabetisch wird, so liegt das Risiko bei dem Zwillingspartner, im Laufe des Lebens auch einen Diabetes zu bekommen, bei 50-90%. Inzwischen konnten die Diabetes assoziierten Gene weitgehend identifiziert werden.

Pathogenese und Pathophysiologie
Für den Ausbruch des Diabetes mellitus Typ 2 (Typ 2 Diabetes) spielen Manifestationsfaktoren eine große Rolle. Diese sind Adipositas/Übergewicht, Fehlernährung und mangelnde körperliche Aktivität. Dabei hat die Insulinresistenz, d.h. das verminderte Ansprechen des Körpers auf Insulin, eine wichtige Bedeutung. Eine Insulinresistenz wird durch Adipositas und körperliche Inaktivität und durch starken Stress gefördert. Um dies zu kompensieren und den Blutzuckerspiegel auf Normalwerten zu halten, muss der Körper vermehrt Insulin produzieren. Für das Auftreten eines Diabetes muss allerdings noch eine Störung der Insulinsekretion hinzukommen. Fast alle mit einem Typ 2 Diabetes assoziierten Gene sind mit Defekten der Insulinsekretion und der Mikrozirkulation verbunden. Bei der Pathogenese der mikrovaskulären Komplikationen des Diabetes wie Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie spielt die Qualität der Blutzuckereinstellung eine dominierende Rolle. Für die Vermeidung der Progression einer Nephropathie oder Retinopathie ist zusätzlich die optimale Blutdruckeinstellung entscheidend.
Der Typ 2 Diabetes bedingt eine frühe und rasch progrediente Arteriosklerose. Für die makrovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind vor allem eine zusätzlich vorliegende arterielle Hypertonie, Dyslipoproteinämie und die Funktionsstörung der Thrombozyten verantwortlich.

Symptomatik
Direkte Beschwerden durch die Hyperglykämie, wie vermehrter Durst, vermehrtes Wasserlassen, ungewollte Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Juckreiz treten erst bei höheren Blutzuckerspiegeln auf. Eine leichte Hyperglykämie ist meist asymptomatisch oder die Symptome werden mit Alltagsbeschwerden verwechselt.

Diagnostik
Die diabetesspezifische Hyperglykämie wird durch Messungen des Nüchtern-Blutzuckerspiegels, durch einen oralen Glukosetoleranztest oder auch durch einen hohen, während einer beliebigen Tageszeit gemessenen Blutzuckerspiegel, festgestellt. Typisch für den Typ 2 Diabetes ist die erhaltene Insulinsekretion (deutlich messbare Insulinspiegel) und die Assoziation mit Adipositas/Übergewicht, Hypertonie und Dyslipoproteinämie, sowie ein höheres Lebensalter der Betroffenen. Allerdings kommt der Typ 2 Diabetes heute auch bei Menschen im mittleren- oder jüngeren Lebensalter vor.

Die Diagnosekriterien des Diabetes mellitus Typ 2 sind wie folgt:

1) Symptome des Diabetes plus Plasmaglukose ≥ 200 mg/dl (≥ 11,1 mmol/l) zu irgendeinem Zeitpunkt während
     des Tages

oder

2) Nüchtern-Plasmaglukose ≥ 126 mg/dl (≥ 7,0 mmol/l) nüchtern (= keine Kalorienzufuhr über mindestens 8 Std.)

oder

3) 2-Std.-Plasmaglukose im OGTT > 200 mg/dl (≥ 11,1 mmol/l); Testdurchführung nach WHO-Kriterien mit 75 g
     Glukose (gelöst in Wasser )

Ohne eindeutige klinische Symptome sollte ein einzelnes Kriterium durch einen zweiten Test an einem anderen Tag bestätigt werden.

Therapie des Diabetes mellitus Typ 2:
Die Behandlung des Typ 2 Diabetes erfolgt zunächst durch Lebensstilmaßnahmen, insbesondere Gewichtsreduktion, balancierte Kost und Erhöhung der körperlichen Aktivität. Zielwert ist ein HbA1c-Wert von unter 7%. Wenn dieser innerhalb von 3 Monaten nicht erreicht wird, sollten zusätzlich Medikamente eingesetzt werden, in der Regel anfangs Metformin. Bei unzureichendem Effekt oder bei einem Wiederanstieg des HbA1c-Wertes über 7% wird ein zweites Antidiabetikum hinzugegeben.

Bei einer Unverträglichkeit oder bei Kontraindikationen von Metformin und bei einer Kombinationstherapie sind  Sulfonylharnstoff-Präparate, Disaccharidase-Hemmer, Glitazone oder Glinide angezeigt. DPP-4 Hemmer und GLP-1 Agonisten werden ausschließlich in Kombination mit den o.g. oralen Antidiabetika gegeben.

Im Langzeitverlauf des Typ 2 Diabetes muss häufig zusätzlich eine Behandlung mit Insulin erfolgen, und zwar entweder in Kombination mit oralen Antidiabetika oder als alleinige Insulintherapie.

Die Therapie von Erkrankungen, die mit dem Typ 2 Diabetes im Rahmen des metabolischen Syndroms assoziiert sind, ist für die Vermeidung mikrovaskulärer und makrovaskulärer Komplikationen von höchster Bedeutung.

Autor:  Professor Dr. med. W.A. Scherbaum
Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie
des Universitätsklinikums Düsseldorf

Quelle: www.diabetes-typ-2.info