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Schwerpunkt: Endokrinologie / Diabetologie

Autonomes Adenom


Definition
Beim autonomen Adenom handelt es sich um eine funktionelle Autonomie, die als unifokale Autonomie (ein Schilddrüsenknoten) oder multifokale Autonomie (mehrere Schilddrüsenknoten) auftreten kann. Daneben gibt es noch die disseminierte Autonomie, mit über die ganze Schilddrüse verbreiteten autonomen Bezirken. Funktionelle Autonomien wie das autonome Adenom können eine Hyperthyreose verursachen.

Epidemiologie
Die Schilddrüsenautonomie macht in Jodmangelgebieten wie Deutschland etwa 60% aller Fälle von Hyperthyreose aus. In etwa einem Drittel der Fälle handelt es sich dabei um ein unifokales autonomes Adenom. Die meisten Patienten mit autonomen Funktionsstörungen sind euthyreot. Im Alter von über 60 Jahren steigt das Risiko für hyperthyreote Stoffwechselentgleisungen bei Autonomien deutlich an.

Ätiopathogenese
Bei der Schilddrüsenautonomie unterliegen die Thyreozyten nicht mehr dem hypophysären Regelkreis. Auf Grund somatischer Mutationen produzieren solche Schilddrüsenzellen unabhängig vom hypophysären Regelkreis Schilddrüsenhormone. Insbesondere bei erhöhtem Jodangebot und größerem Adenomvolumen besteht ein hohes Risiko für die Ausbildung einer hyperthyreoten Stoffwechsellage (Überfunktion der Schilddrüse)..

Symptome der Beschwerden
Das autonome Adenom kann bisweilen auf Grund der Knotenbildung bei der Inspektion und Palpation der Schilddüse sowie bei der Ultraschalluntersuchung auffallen. Viele Patienten mit einem autonomen Adenom klagen schon bei einer latenten Hyperthyreose über innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Haarausfall und Wärmeintoleranz. Bei manifester Hyperthyreose treten Tachykardie, Gewichtsverlust, vermehrte Schweißneigung, feinschlägiger Tremor und andere Symptome der Hyperthyreose hinzu. In höherem Lebensalter kann eine Hyperthyreose bei einem autonomen Adenom atypisch und oligosymptomatisch verlaufen und sich z. B. nur durch eine absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern oder ein depressives Syndrom zu erkennen geben.

Diagnostik
Bei der Sonographie können Anzahl und Größe knotiger Schilddrüsenveränderungen beurteilt werden. Ein autonomes Adenom stellt sich meist echoarm dar und ist durch einen Randsaum (Halo) vom umliegenden Schilddrüsengewebe abgegrenzt. In der farbkodierten Dopplersonographie kann eine vermehrte Randvaskularisation nachgewiesen werden.

Die Schilddrüsenszintigraphie zeigt typischerweise einen „heißen Knoten“. Ist das umgebende Gewebe noch sichtbar, so spricht man von einem kompensierten autonomen Adenom. Ist das Schilddrüsengewebe zu weniger als 20% supprimiert, so liegt ein dekompensiertes autonomes Adenom vor. Bei Verdacht auf Schilddrüsenautonomie mit noch normalem oder nur leicht erniedrigtem TSH-Wert kann die Szintigraphie nach Suppression mit T3 oder T4 eine Autonomie demaskieren.

Labordiagnostik
Meist findet man anfangs noch einen normalen TSH-Basalwert und normale Werte für T3 und T4. Bei Fortschreiten der Störung wird zunächst TSH erniedrigt (latente Hyperthyreose) und später werden auch die peripheren Schilddrüsenhormone T3 und T4 erhöht gefunden (manifeste Hyperthyreose).

Therapie
Bei TSH-Suppression und noch normalen Schilddrüsenhormonwerten muss nur dann behandelt werden, wenn subjektive Beschwerden einer Hyperthyreose vorliegen. Die manifeste Hyperthyreose oder gleichzeitig bestehende knotige Veränderungen, insbesondere kalte Knoten, sind jedoch absolute Behandlungsindikationen. Zur Herstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage werden die üblichen Thyreostatika Thiamazol, Carbimazol oder Propylthiourazid angewandt. Ist mit Jodkontamination zu rechnen (z. B. Herzkatheter-Untersuchung) so wird Perchlorat eingesetzt, um die Jodaufnahme in die Schilddrüse kompetitiv zu hemmen.

Bei einem autonomen Adenom mit Hyperthyreose ist letztlich immer eine definitive Behandlung in Form einer Radiojod-Therapie oder einer chirurgischen Therapie angezeigt. Die Radiojod-Therapie wird mit einer einmaligen oralen Gabe von 131Jod durchgeführt und ist fast nebenwirkungsfrei. Vor Therapiebeginn wird durch einen Radiojod-Test die individuelle Therapiedosis ermittelt. Aus strahlenschutzrechtlichen Gründen muss diese Therapie in Deutschland stationär durchgeführt werden.

Die operative Entfernung eines autonomen Adenoms ist immer dann angezeigt, wenn gleichzeitig andere Veränderungen, wie z. B. malignitätsverdächtige kalte Knoten in der Schilddrüse vorliegen.


Cave: Abklärung und Therapieplanung eines autonomen Adenoms sollten in einem endokrinologischen Zentrum erfolgen.

Autor:  Professor Dr. med. W.A. Scherbaum
Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie
des Universitätsklinikums Düsseldorf
Für weitere Informationen: scherbaum@uni-duesseldorf.de

Quelle: www.autonomes-adenom.de